Indischer Feldzug. Aleranders Rückkehr. Nearchs Fahrt. 197
zog das Heer bei der heutigen Stadt Attock über den Strom, über
welchen Perdikkas und Hephästion, welche durch das Thal des Flusses
Kophes (Kabul), also durch die Khepberpässe vorgedrungen waren, eine
Brücke geschlagen hatten. Ein Fürst Tariles, der zwischen dem Indus
und oberen Hydaspes (Dschelum oder Behud) herrschte, schloß sich an
Alerandern an, weil er durch ihn über seine Feinde zu siegen hoffte;
dasselbe that der Fürst Abisares von Kashmir. Den Uebergang über
den Hydaspes suchte der Fürst Porus, dessen Gebiet das des Taxiles
südwärts begränzte, vergebens zu hindern; Alerander siegte, und Porus
selbst, des Tariles Feind, wurde gefangen. Als der Sieger fragte,
welche Behandlung er wünsche, antwortete der Gefangene: eine königliche.
Diese wurde ihm auch zu Theil; Alerander gab ihm nicht nur sein Land
zurück, sondern vergrößerte es noch, denn er wollte den Taxiles durch
den Porus, und den Porus durch den Taxiles sich fügsam erhalten.
An den wichtigsten Uebergangspunkten über den Hydaspes baute er Nikäa
und Bukephala, erstere Stadt zum Andenken seines Sieges über Porus
so genannt, letztere zu Ehren seines Leibrosses Bukephalus, das ihn bis-
ber auf allen seinen Feldzügen getragen hatte. Dann ging es über
den Akesines (Chenab) und weiter über den Hyarotis (Ravi); das
Heer gelangte an den letzten der fünf Ströme, den Hyphasis (Beiah,
Setledsch). Jetzt wollten aber seine Soldaten um keinen Preis mehr
weiter; wußten sie ja doch nicht mehr, wo in der Welt sie waren, we-
nigstens 3000 Stunden von ihrer Heimath entfernt, und Alerander
selbst hbatte Gründe genug zur Umkehr; denn binter ihnen hatten makedo-
nische und persische Satrapen eine heillose Soldatenherrschaft angefangen.
Aleranders Rüchkehr. Uetarchs Fahrt.
Ende August 326 kehrte er um über Alerandrien am Akefines,
Nikäa und Bukephala. Mit einer Flotte von 2000 Flußschiffen fuhr
er den Hydaspes hinab und unternahm einen kleinen Feldzug gegen die
Maller am Syarotis. Hier hätte er bald das Ziel seiner Thaten ge-
funden; er stürmte die Hauptfeste dieses kriegerischen Volkes und erstieg
mit Leonnatus und Kraterus die Mauer auf einer Sturmleiter. Diese
brach und Alerander sprang von der Mauer in die feindliche Stadt; er
wurde verwundet niedergestreckt, mit Mühe deckten ihn die Feldherren,
welche seinem Beispiele folgend nachgesprungen waren, mit ihren Schil-
den, bis die stürmenden Makedonier nachdrangen und sie befreiten. Das
Heer glaubte ihn einige Tage todt und brach in gränzenlosen Jubel
aus, als er sich ihm wieder zeigen konnte. Am Zusammenfluß der
Ströme CIndus und Setledsch) wollte er eine neue Stadt gründen, als
einen Endpunkt makedonischer Herrschaft und einen Handeleplatz mit
Indien. Vom sogdischen Alerandria, weiter abwärts am Indus, schickte