Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Oesterreichs Intervention in Neapel. 179 
der kleinen italienischen Staaten mitgewirkt, ganz nach Metternich's Sinne. 
Als strenger Legitimist zeigte sich namentlich der Minister des Herzogs 
Franz von Modena, des bösen kleinen Despoten, der für das Haupt der 
italienischen Reaktionspartei galt und durchaus nur als Erzherzog auftrat. 
Sogar der piemontesische Bevollmächtigte, Graf St. Marsan — derselbe, 
der sich einst als Gesandter Napoleon's in Berlin so ehrenhaft betragen 
hatte, — hielt den Kampf wider die Carbonari für nothwendig. Die Angst 
vor der Revolution war stärker als das alte Mißtrauen der Piemontesen 
gegen die österreichischen Nachbarn; und in der That hegte die Hofburg 
augenblicklich keine Eroberungsgedanken, sie vermied auch weislich, ihre 
italienischen Bundes-Pläne, die den Turiner Hof schon so oft beunruhigt 
hatten, wieder zur Sprache zu bringen. Nur der päpstliche Legat, Cardinal 
Spina, begnügte sich mit einigen verlegenen, unverfänglichen Erklärungen; 
denn der Papst wollte seine kaum erst wiedergewonnene Souveränität 
gegen Jedermann behaupten, und wie er alle Rathschläge der Großmächte 
für die Verwaltung des Kirchenstaates zurückwies, so wünschte er auch, 
seinem Lande, das den Angriffen des Revolutionsheeres zunächst ausgesetzt 
war, die Neutralität zu bewahren. Es war die alte päpstliche Politik, die 
noch niemals einer Macht die Alleinherrschaft auf der Halbinsel gegönnt 
hatte; freilich durfte die Curie auch nicht wagen, den Oesterreichern ihre 
einzige Straße nach Neapel zu sperren.)) Sodann beriethen sich ihre 
Großmächte mit den italienischen Gesandten über die Grundzüge der 
künftigen neapolitanischen Verfassung. Die Vorschläge lauteten verständig: 
eine Consulta mit bescheidenen Befugnissen sollte in Neapel wie in Palermo 
der königlichen Gewalt an die Seite treten. Doch leider konnte Bernstorff 
nicht durchsetzen, daß dem Könige genau vorgeschrieben wurde, was er 
nach seiner Rückkehr zu thun habe; und so blieb denn das Schicksal Unter- 
italiens allein dem Kriegsglück und den unberechenbaren Launen des drei- 
fach meineidigen Bourbonen preisgegeben.) 
Der nächste Zweck des Congresses war erreicht, die förmlichen Be- 
rathungen wurden bereits am 26. Febr. geschlossen. Schon einige Tage 
vorher hatte Hardenberg die Congreßstadt verlassen. Er ging nicht nach 
Berlin zurück, obgleich er wußte, welche dringenden Geschäfte ihn dort 
erwarteten, obgleich sein getreuer Rother ihm soeben erst geschrieben 
hatte, wie Alles ins Stocken gerathe, wenn der Kanzler nicht mit dem 
Könige zusammen arbeite.“) Mit unbegreiflichem Leichtsinn entschlug er 
sich dieser Sorgen und unternahm eine Erholungsreise nach Italien; 
nebenbei wollte er auch in Rom die nahezu fertige Vereinbarung mit dem 
  
*) Hardenberg's und Bernstorff's Bericht, 30. Jan.; Journaux de la conférence, 
20., 21. Febr.; Bernstorff an Graf Goltz in Paris, 28. Febr. 1821. 
**) Preußische Erklärung, 22. Februar; Bernstorff's Berichte, 20., 24. Februar, 
5. März 1821. 
*#) Rother an Hardenberg, 31. Jan. 1821. 
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