Hardenberg's Tod. 253
ordnung, dann Sieg und Erhebung, dann die Wiedererwerbung der
Hälfte des Staatsgebiets, dann der Neubau der Verwaltung und die
Befreiung des Marktes, endlich die Steuergesetze und jenes Staatsschulden—
Edikt, aus dem dereinst die preußischen Reichsstände hervorgehen mußten;
und alle diese Erfolge waren gewiß nicht durch Hardenberg allein, aber
auch nicht ohne ihn möglich geworden. Wir Nachlebenden erkennen die
Schranken seiner Begabung, wenn wir ihn neben den ersten Kanzler des
Deutschen Reiches stellen, und wir ermessen den Werth seines fruchtbaren,
noch heute fortwirkenden Schaffens, wenn wir ihn mit seinem österreichischen
Nebenbuhler vergleichen, der, glücklicher im Augenblick, zuletzt noch selber das
ganze Werk seines Lebens spurlos zusammenbrechen sah. Der Idealismus
unseres Volkes urtheilt anspruchsvoll über die Männer der That. Die
Deutschen wollen lieben wenn sie ehren sollen; das hatte König Friedrich
in der tiefen Einsamkeit seiner letzten Jahre erfahren müssen. Doch sie
wollen auch achten wo sie lieben sollen; und weil der weiche, leichtlebige
Jüngling im Greisenhaar so wenig Achtung erzwingt, darum wird sich
die Liebe der Deutschen, wenn sie der Befreiungskriege gedenken, immer
den Helden des Willens, den Stein und Scharnhorst, Blücher und
Gneisenau zuwenden und Hardenberg's eigenthümliche Größe allezeit nur
einem kleinen Kreise politischer Köpfe ganz verständlich bleiben. Das
Gewissen des Volkes empfindet, daß der Charakter, nicht das Talent die
Geschicke der Staaten bestimmt. —