Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Fünfter Abschnitt. 
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Die Großmächte und die Trias. 
Wunderbar, über alles Erwarten hinaus hatte das Glück den öster— 
reichischen Hof in Laibach begünstigt. Mit überströmender Frende pries 
Gentz diesen glorreichen Congreß, diese Krone seines diplomatischen Lebens, 
und sein getreuer Adam Müller sah schon den lichten Tag eines neuen 
Zeitalters über Europa hereinbrechen: das alte Völkerrecht der Natur— 
rechtslehrer ging zu Grabe, und das christliche Recht trat seine Herrschaft 
an. Aber die glänzende Machtstellung des Wiener Cabinets konnte nur 
dauern, wenn es gelang, den Czaren über seine nächsten Pflichten und 
Interessen zu täuschen, ihn fernzuhalten von dem unaufhaltsam dahin- 
wogenden Freiheitskampfe der Hellenen. Und auch dieser fast unmögliche 
Erfolg ward der glückhaften Wiener Staatskunst noch beschieden, weniger 
durch ihre eigene Gewandtheit als durch die krankhafte Verstimmung Kaiser 
Alexander's. 
Welch ein armes, unglückseliges Menschenkind war nunmehr dieser 
mächtige Herrscher, der sich erkühnt hatte die gesammte Christenheit zum 
heiligen Bunde zu vereinigen. Mit seinen vierundvierzig Jahren schon 
verekelt an allen Freuden des Lebens, seiner Gemahlin entfremdet, der 
alten Liebschaften überdrüssig, verlor er jetzt auch seine Lieblingstochter 
Sophie Narischkin; haltlos und friedlos, zerknirscht von der Strafe Gottes, 
suchte er Trost in einem schwärmerischen Einsiedlerleben, um nur dann 
und wann eine jener plötzlichen Czarenreisen in das Innere seines weiten 
Reichs zu unternehmen, auf denen der Herrscher nach altrussischem Brauche 
nichts sieht, nichts lernt, nichts bessert. Auf nachhaltige Arbeit hatte er 
sich nie verstanden; die Langeweile dieses öden Daseins grinste ihn an; 
in dem grüblerischen Mißmuth seiner Einsamkeit ward sein schwaches 
Gemüth endlich ganz überwältigt von dem finsteren Argwohn, der sein Lebe- 
lang nicht mehr von ihm gewichen war seit jenem Tage des Grauens, da er 
einst die Krone aus den Händen der Mörder seines Vaters empfangen 
hatte. Ueberall sah er das Gespenst der Revolution. Noch von Laibach aus 
befahl er die Errichtung einer geheimen Militärpolizei, welche, mit 40,000 
Rubel jährlich ausgestattet, allein zur Beobachtung seiner Gardeoffiziere
	        
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