Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Deutsche Politik König Ludwig's. 623 
überströmenden Worten: „der edle Monarch ist unser bester Schützer;“ 
und Frankenberg schrieb: „die Politik der letzten Jahre Friedrich's des 
Großen lebt wieder auf, Preußen allein ist der wahre Schirmherr der 
kleinen deutschen Staaten.“ Nach München erging die bestimmte Er— 
klärung, daß Preußen einen Gewaltschritt nicht dulden werde; zugleich 
ließ der König den großen Mächten in einer ausführlichen Denkschrift 
das gute Recht Badens darlegen (Januar 1828). So blieb Badens 
Besitzstand gesichert. Die beharrlich wiederholten bairischen Beschwerden 
bewirkten nur, daß König Ludwig sich aufregte und der unsterbliche Spon- 
heimer Handel in der diplomatischen Welt einen ähnlichen Ruf erlangte 
wie der Köthener Zollstreit. 
  
Bei seinem hochmüthigen Urtheil über die ehrgeizigen Pläne der 
beiden süddeutschen Könige übersah Metternich ganz, daß sie beide doch 
auch ein berechtigtes, erreichbares Ziel verfolgten. Beide hatten ein Herz 
für Deutschlands wirthschaftliche Noth und waren ernstlich gewillt, den 
Jammer der Binnenmauthen zu beseitigen, zunächst freilich nur durch 
einen Sonderbund des „reinen Deutschlands“. Der Bund der Minder- 
mächtigen zerfloß den Träumern bald unter den Händen. Aber was sie für 
die deutsche Volkswirthschaft erstrebten, enthielt einen gesunden Kern; ihn 
herauszuschälen aus der phantastischen Hülle blieb der Staatskunst Preu- 
ßens vorbehalten. Der Plan König Ludwig's: „Unabhängigkeit von beiden 
Großmächten und gute Freundschaft mit Preußen“ war nicht selber der 
rechte Weg, doch er führte zum rechten Wege. Baiern ging wie Preußen 
von der richtigen Ansicht aus, daß die deutsche Handelseinheit nicht durch 
den Bund, sondern durch Verträge von Staat zu Staat zu erreichen 
sei; diese gemeinschaftliche Ueberzeugung der beiden größten deutschen 
Staaten gewährte die Aussicht auf volle Verständigung. Sobald das 
Berliner Cabinet durch vollendete Thatsachen bewiesen hatte, daß die 
deutsche Handelseinheit ohne Preußen unmöglich war, ließen die zwei süd- 
deutschen Könige nach heftigem Widerstreben ihre Sonderbundsträume 
fallen. Sie blieben dem Gedanken des Zollvereins auch dann noch treu, 
als er unter Preußens Händen eine gänzlich veränderte Gestalt empfangen 
hatte; und der erneute Bund zwischen Preußen und Baiern sollte dem 
Vaterlande noch reichere Früchte bringen als einst in den fridericianischen 
Tagen. Bevor sie zu dieser hochherzigen Selbstverleugnung gelangten, 
mußten sie allerdings erst eine lange Schule schmerzlicher Erfahrungen 
durchlaufen. — 
Als die Darmstädter Conferenzen im Sterben lagen?*), gaben die 
kleinen thüringischen Staaten die Erklärung ab: wenn man in Darmstadt 
  
*) S. o. III. 325.
	        
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