748 III. 10. Preußen und die orientalische Frage.
Ultra-Ministerium mit Freuden, weil Polignac ein erklärter Freund Eng—
lands war. Von einem Staatsstreich jedoch wollte keine der großen
Mächte etwas hören, sie alle ohne Ausnahme warnten den Tuilerienhof
vor unbesonnenen Gewaltthaten. Aber wann hätte der Fanatismus die
Stimme der Vernunft gehört? Der Staatsstreich kam und mit ihm die
Revolution. Sie erschütterte das System der Wiener Verträge in seinen
Grundfesten, denn auf der Restauration der Bourbonen ruhte der ganze
kunstvolle Bau; aber sie hob auch wieder das tief gesunkene Ansehen
Oesterreichs. Die gemeinsame Gefahr führte die drei Ostmächte nach
langer Entfremdung wieder zum festen Bunde zusammen.
Glücklicher als die fünf ersten Friedensjahre endete dies Jahrzehnt
deutscher Geschichte. Die Tage der Seelenangst und der blinden Partei-
politik gingen zu Ende. Die Monarchie der Hohenzollern stand wieder
auf eigenen Füßen. Sie wahrte fest und umsichtig dem Vaterlande den
Frieden, sie begann der wirthschaftlichen Macht und Selbständigkeit der
Nation eine neue Laufbahn zu eröffnen, und schon ließ sich die Zeit ahnen,
da aus dem Chaos deutscher Staaten endlich der deutsche Staat empor-
steigen mußte.