Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Vierter Teil. Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. (27)

Cumberlands Zweizüngigkeit. 167 
umwundene Erklärung verlangen: offenen Protest oder offene Zustimmung. 
Aber wie konnien sich diese Stralenheim, Alten, Schulte, von der Wisch 
zu einer so ärgerlichen Ombrage entschließen, die den vornehmen alt— 
hannöverschen Staatssitten gänzlich widersprochen hätte? Die Minister 
berichteten zunächst an den König; und der gemütliche Herr meinte: man 
möge eine ausgleichende Erwiderung an seinen Bruder abgehen lassen; 
einen günstigen Erfolg erwarte er freilich nicht, doch würden die abwei— 
chenden Ansichten des Herzogs wohl nur ihm selber, nicht dem Lande zum 
Nachteil gereichen — eine deutliche Anspielung auf Cumberlands schwere 
Schuldenlast.*) 
Nunmehr beschlossen die Minister, dem Thronfolger zu antworten; 
denn obwohl sein Brief nach Form und Inhalt nicht für eine eigentliche 
Protestation zu halten sei, so könne man doch „die Besorgnis nicht unter— 
drücken, daß diesem Aktenstücke früher oder später eine andere Absicht 
untergelegt werden könnte.“ Sie erwiderten also dem Herzoge (11. Dez.): 
von seinen früheren Protesten habe sich keine Spur vorgefunden; auch 
sei die Zustimmung der Agnaten zu Verfassungsänderungen zwar 
wünschenswert, aber keineswegs notwendig und schon bei der Union 
der Landschaften Calenberg und Grubenhagen im Jahre 1801 nicht mehr 
eingeholt worden. Alsdann hielten sie ihm vor, wie gewissenhaft das 
Staatsgrundgesetz die königliche Autorität zu stärken suche, und wie sorglich 
man des Herzogs Bedenken gegen die Diäten und die Offentlichkeit berück- 
sichtigt habe. ) Durch diese matte Erwiderung meinten sie ihr Gewissen 
beschwichtigt zu haben; und doch mußten sie wissen, daß Cumberland 
inzwischen (29. Nov.) seinem Bruder Cambridge noch deutlicher geschrieben 
hatte: einigen Bestimmungen des Staatsgrundgesetzes, namentlich der 
Anordnung über die Domänen, werde er niemals beipflichten. 
Als der Herzog zu Anfang des nächsten Jahres nach London kam, 
hatte Geh. Rat Lichtenberg drei amtliche Unterredungen mit ihm wegen 
des Staatsgrundgesetzes, und hier ward die Falschheit des Welfen ganz 
offenbar. Auf seine früheren beiden Bedenken legte er nur noch geringen 
Wert. Wenn ich anfangs nur diese beiden Punkte hervorgehoben habe, 
„wird daraus nie der Schluß gezogen werden können, daß ich allem 
übrigen meinen Beifall gegeben“ — dies wagte er jetzt zu behaupten, 
obgleich er einst seinen beiden Brüdern ausdrücklich erklärt hatte, er sei 
mit allem und jedem einverstanden. Am anstößigsten erschien ihm jetzt 
die Kassenvereinigung, die er früher gebilligt hatte; niemals, so wieder- 
holte er feierlich, könne und werde er einer solchen Neuerung zustimmen. 
  
*) Bericht des hannöv. Ministeriums an Ompteda in London, 13. November. 
Bericht des Geh. Rats Lichtenberg an das Ministerium, London 3. Dez. 1833. 
**) Schreiben des Ministeriums an Cumberland, 11. Dez. Antwort des Mini- 
steriums an Lichtenberg, 13. Dez. 1833.
	        
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