Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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Preußen bluͤht unter dem Schutze hoher Zoͤlle (bedeutend 
hoͤherer als der unsrigen) auf eine Weise empor, welche 
beynahe alle Erwartungen uͤbersteigt. Wir haben in den 
letzten Leipziger Meßberichten gelesen, daß die Russen un- 
ter dem Schutze ihrer hohen Zölle es dahin in kurzer Zeit 
brachten, daß ihre Seidenfabrikanten mit den franzdsischen 
auf der Leipziger Messe in Concurrenz zu treten im Stande 
waren. 
Was läßt sich denn den Erfahrungen dieser Vöblker 
entgegenstellen? Glaubt man denn, daß, wenn das Ent- 
gegengesetzte wirklich in der Ausdehnung wahr wäre, wie 
es vorgebracht wird, und den Werth hätte, welcher da- 
rauf gelegt werden will; — glaubt man denn, daß 
wenn alle die nachtheiligen Erfahrungen wirklich gemacht 
wurden, daß man in allen diesen Staaten mit solcher 
Consequenz dieses Spstem verfolgen, ja sogar von Zeit 
zu Zeit mehr ausbilden würde 2 
Hier, wo so große Erfahrungen sprechen, läßt sich 
mit einzelnen kleinen Verhältnissen nicht entscheidend auf- 
treten. 
Daß ein solches gezwungenes System auch einzelne 
Nachtheile habe, wer wird dieses leugnen wollen? Eben 
weil der durch dieses System herbeygeführte Zustand nicht 
der Natur gemäß ist, muß er einzelne Nachtheile in sei- 
nem Gefolge haben; allein die Frage ist nur die: Was 
ist vorzuziehen? Sind die einzelnen zu vermeidenden 
Nachtheile von höherer Bedeutung als der große Nach- 
theil der gänzlichen Verarmung des Landes, der Nah- 
rungslosigkeit der Gewerbtreibenden und einer vollende- 
ten Abhängigkeit vom Auslande 
Würde es sich darum handeln, ein solches System 
erst hervorzurufen, dann wurden freyplich diese Argumente 
siegend für das Nein sprechen; allein das steht nicht
	        
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