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Preußen bluͤht unter dem Schutze hoher Zoͤlle (bedeutend
hoͤherer als der unsrigen) auf eine Weise empor, welche
beynahe alle Erwartungen uͤbersteigt. Wir haben in den
letzten Leipziger Meßberichten gelesen, daß die Russen un-
ter dem Schutze ihrer hohen Zölle es dahin in kurzer Zeit
brachten, daß ihre Seidenfabrikanten mit den franzdsischen
auf der Leipziger Messe in Concurrenz zu treten im Stande
waren.
Was läßt sich denn den Erfahrungen dieser Vöblker
entgegenstellen? Glaubt man denn, daß, wenn das Ent-
gegengesetzte wirklich in der Ausdehnung wahr wäre, wie
es vorgebracht wird, und den Werth hätte, welcher da-
rauf gelegt werden will; — glaubt man denn, daß
wenn alle die nachtheiligen Erfahrungen wirklich gemacht
wurden, daß man in allen diesen Staaten mit solcher
Consequenz dieses Spstem verfolgen, ja sogar von Zeit
zu Zeit mehr ausbilden würde 2
Hier, wo so große Erfahrungen sprechen, läßt sich
mit einzelnen kleinen Verhältnissen nicht entscheidend auf-
treten.
Daß ein solches gezwungenes System auch einzelne
Nachtheile habe, wer wird dieses leugnen wollen? Eben
weil der durch dieses System herbeygeführte Zustand nicht
der Natur gemäß ist, muß er einzelne Nachtheile in sei-
nem Gefolge haben; allein die Frage ist nur die: Was
ist vorzuziehen? Sind die einzelnen zu vermeidenden
Nachtheile von höherer Bedeutung als der große Nach-
theil der gänzlichen Verarmung des Landes, der Nah-
rungslosigkeit der Gewerbtreibenden und einer vollende-
ten Abhängigkeit vom Auslande
Würde es sich darum handeln, ein solches System
erst hervorzurufen, dann wurden freyplich diese Argumente
siegend für das Nein sprechen; allein das steht nicht