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immer zu kaͤmpfen hatte gegen die Anmaßung einzelner
Staͤnde und Kasten.
Wie viel ist nicht fruͤher gesprochen worden uͤber
die Auspruͤche der Feudalaristokratie und des Adels? Die
Fortschritte der Philosophie und der Gesetzgebung haben
diese Anspruche gemäßiget, sie haben sie in die gebühren-
den Schranken zurückgewiesen und die Nation hat von
dieser Seite nichts zu besorgen.
Doch es kann nicht verkannt werden, — diesen An-
sprüchen stand ursprünglich ein ehrwürdiger Grund zur
Seite, nämlich das Verdienst der Vorfahren, der aber
späterhin weniger beachtet wurde, als diese Ansprüche sich
nur noch auf Zufall, auf die Geburt stützten. —
Die Ansprüche einer andern Kaste waren nicht we-
niger ehrwürdig. Sie stützten sich auf die Behauptung,
daß sie durch Begründung und Anöbildung des religidsen
und moralischen Gefühls im Interesse sowohl der Re-
genten als der Volker wirkt. — Auch diese Anspruche sind
durch das Gesetz geregelt. — Aber es erhebt sich jetzt eine
andere Kaste (man könnte sie die Handelsaristokratie nen-
nen), die ähnliche Ansprüche an Regenten und Volk macht;
nur stehen ihr nicht ähnliche Gründe zur Seite. Oiese
neue Kaste gründet ihre Ansprüche auf das traurige Pri-
vilegium, das Volk vorzugsweise mit den Producten und
Erzeugnissen des Auslandes zu versehen. Eine solche Ten-
denz kann aber nicht anders als höochst nachtheilig auf
die inländischen Gewerbe und den Ackerbau zurückwirken,
indem sie deren Producte möglichst zu verdrängen sucht.
Indessen bin ich weit entfernt, diese meine Beschuldigun-
gen an Individuen zu knupfen; ich spreche hier bloß von
dem Geist jener Kaste und seiner Tendenz. Nur in we-
nigen Fällen konnte diese Tendenz wohlthätig wirken. In
einigen Fällen ist sie sogar durch die Umstünde als noth-
wendig gegeben. Nämlich in jenen Staaten des innern