Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

Asiens (z. B. die Khamate, China und Buchara), die 
auf einer kleinen, wenn auch fruchtbaren Oberflaͤche von 
wenigen hundert Quadratmeilen eine unverhaͤltnißmaͤßige Be- 
voͤlkerung besitzen, deren intellectuelle Cultur noch nicht 
so weit gediehen ist, daß sie sich durch hoͤhere Agricultur 
und höhern Gewerbfleiß ernaͤhren koͤnnte. Diese schicken 
von Zeit zu Zeic bewaffnete Horden aus, um Einfälle 
in benachbarte Länder zu machen, oder die — durch die un- 
ermeßlichen Sandwüsten, womit jene kleine Staaten um- 
geben sind, ziehenden Handelscarawanen zu berauben. 
Kommen diese Horden nun mit Raub beladen zurück, ihre 
Aussender und die Unternehmer solcher Zige bereichernd, 
dann ist hier der Handel Bedürfniß, weil es der einzige 
Weg ist, den Antheil am Naub auszutauschen und sich 
dafür Genüsse zu verschaffen. 
Ein solcher Fall würde in allen jenen Staaten 
Statt haben, deren Bevblkerung in zwey große Ab- 
theilungen zerfiel. Nämlich auf der einen Seite der 
Hof, die Armee, die Geistlichkeit, die Besoldeten und 
Rentirer, also lauter Consumenten, und auf der andern 
Seite die Knechte, die Sclaven, die Diener der ersten 
Abtheilung, also gar keine Producenten. Jene erste Ab- 
theilung müßte aber alsdann ihr Einkommen aus ganz 
andern Quellen schopfen, als aus den Beyträgen aller 
Staatsbürger. — Solche Staaten sahen wir noch in neue- 
rer JZeit in Italien, wie z. B. an Venedig und Genna. 
Selbst in unserer Jeit sehen wir deren noch in Deutsch- 
land. Es sind die isolirten Städte (man neunt sie die 
freyen), wie Frankfurt, Hamburg 2c., wo auf einer Ober- 
flüäche von einigen Quadratmeilen eine Bevölkerung von 
vielen Tausenden zusammengedrängt ist. Diese Bevblke= 
rung kann und muß durch Handel beschäftiget und er- 
nährt werden, weil es durch Agricultur und durch Bear- 
beitung ihrer und der rohen Naturproducte nicht gesche- 
hen kann, wenigstens nicht wohl in hinlanglichem Maß.
	        
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