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fahren? oder soll es etwa auch in Anschlag kommen, daß
durch den Handel, der doch auch mit vielen Schreibereyen
verbunden ist, die Gaͤnsezucht, also ein Theil der Agricul—
tur befördert wird? Wohin aber eine solche Befoͤrderung
fuͤhrt, das zeigt uns ein Blick auf das Ausgabenbudget. Hier
finden wir über 5 Millionen für Pensionen und Quiescenz-
gehalte. Wäre weniger geschrieben worden, dann hätte die
Nation jetzt weniger zu bezahlen! —
Ich gehe zur zweyten Abtheilung des Handels über.—
zum Zwischen-= und Durchfuhrhandel. Dieser gewährt
allerdings einen wesentlichen Vortheil, und sollte daher
moglichst erleichtert und befdrdert werden. Er gehdrt zu
den drey Blumen auf einem Stengel, wie ein verehrlicher
Redner vor mir sich ausdrückte, aber nicht der Handel im
Allgemeinen, am allerwenigsten der Einfuhrhandel. —
Ackerbau und Kunstfleis wurzeln fest im Boden des Va-
terlandes. Sie stehen in ihm und mit ihm. Der Ein-
fuhrhandel aber wurzelt, einer Schmarotzerpflanze gleich,
im Mark des Ackerbaues und Kunstifleises. Da blüht er
dann so lange, als dieses Mark ihm Nahrung gibt. Ist
der Ackerbau gelähmt und die inländische Gewerböindustrie
erstickt, dann fliegt der an Kopf und Fußen geflügelte
Schutzgott mit gefülltem Portefeuille davon, eife verarmte
Generation zurücklassend, die sich damit trösten muß, daß
die ihr folgende, durch Erfahrung kluger geworden, sich
wieder emporarbeiten wird.
Der Handel im Allgemeinen wurzelt in einem Boden,
den die Natur nur selten gibt; er wurzelt in Ländern,
welche an Seeküsten gelegen sind, und von großen und
freven Strdmen durchschnitten werden. Ich sage von
frepen Strömen, denn wir sehen, was große Ströme
nützen, welche nicht frey sind. Was nutzt uns unsere
Donau — unser Rhein? Daher kann uns nie ein blü-
hender Handel werden, weil die Natur uns diese ihn be-