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dischen gleichgebracht und Maßregeln zum Schutze der
Gewerbe, nicht zum Nachtheil der Consumenten ergrif-
fen werden.
Bey solchen Vorschlägen, meine Herren! werden
sich in dieser hohen Kammer wohl Gefuͤhle regen, welche
den, der jene macht, loben oder tadeln, lieben oder
hassen; allein es sind nicht blos bey uns, sondern im
Allgemeinen zwey Extreme an der Tagesordnung.
Ein strenges Retorsionssystem gegen das Ausland
verlangen die Fabrikanten, weil jenes unserer Industrie
feindselig gegenuͤber steht. Die Kaufleute hingegen, wel-
che sich zwar mit dem wichtigen Theile des Handels,
dem Zwischenhandel, befassen, verlangen voͤllige Freyheit,
ohne Ruͤcksicht auf auslaͤndischen Handel, auf auslaͤndi-
sche Zollsysteme, und auf ihrer Seite sind natuͤrlich die
Consumenten, weil das Publicum eine Auswahl von
Waaren um billige Preise fordert. Allein, meine Her-
ren, nur in der Mitte liegt der rechte Weg und dieser
ist nur dann zu finden, wenn vollkommene Freyheit in
Industrie und Handel im Innern Deutschlands hergestellt
ist. Wie ist aber diese herzustellen?
Nur dann, wenn sich alle suͤddeutschen Staaten zu
einem Bunde vereinigt haben, und ein modificirtes Re-
ciprocitätssystem gegen das Ausland hergestellt ist. Dann
wäre doch wenigstens in einem großen Theile Deutsch-
lands der Wunsch in Erfüllung gegangen, die Schran-
ken, die viele deutsche Länder unnatürlich unter sich ent-
fremdeten, verschwinden zu sehen.
Ich bemerke, daß dies nur in Süddeutschland seyn
kann, weil Oesterreich und Preußen so wenig als Frank-
reich von ihren Mauthsystemen abgehen werden, da diese
für das Interesse ihrer Staaten berechnet und in der Größe
wie der geographischen Lage nach leicht ausführbar sind.