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vortheilhaft, sondern geradezu schaͤdlich; denn indem
man den Einen beguͤnstiget, benachtheiliget man tausend
Andere; indem man dem Einen die Wange streichelt,
schlaͤgt man Hunderten in's Gesicht. Alle Gewerbe wer-
den durch den Tarif in Feindseligkeit gegen einander ge-
setzt. Belegen Sie z. B. das Eisen hoch, so ist der
Hammnerbesitzer zufrieden, aber der Landmann, die
Waffenschmiede und bepnahe alle anderen Gewerbe füh-
len den Nachtheil. Belegen Sie Baumwollengarne
niedrig, so beklagen sich die Besitzer von Spinnereyen,
welche den Schutz durch Zolle für ihre löblichen Unter-
nehmungen in Anspruch nehmen, und wählen Sie den
hohen Zoll, so zerstdren Sie den höchstblühenden Indu-
striezweig der Baumwollenweberey. Legen Sie auf Ta-
bakblätter keinen hohen Joll, so beklagt sich der Tabak-
bauer, der selbst stinkende Blätter nicht zurücksetzen
lassen will, und belegen Sie dieselben hoch, so weiset
der Tabakfabrikant nach, daß er ohne virginische Blät-
ter nicht fabriciren kann. Unterwerfen Sie den Alaun
einem hohen JZolle, so rufen alle Färbereyen, Drucke-
reyen u. s. w. Ach und Weh, weil ihnen der Bezug
des unentbehrlichsten Materials erschwert wird; geben
Sie aber ihrem Begehren nach, so haben Sie die Alaun-
hüttenbesitzer gegen sich, deren Werke bey niederem Joll-
satze still stehen müßten. Setzen Sie den Zoll auf Drath
herab, so sind Sie der zahlreichen in Drath arbeitenden
Gewerbsclasse, besonders im Rezatrreise willkommen,
aber die Besitzer der Drathhütten rufen Ihnen entgegen:
Höher, höher hinauf mit dem Zolle! — Hohe Belegung
der Oele erfreut den Landwirth, betrübt aber den Fa-
brikanten. Eben so est es mit der Wolle. Wolle gibt
es genug, sagt der Landwirth, möchte sie mir nur der
Tuchmacher abnehmen; er billigt daber den hohen Zoll
von eingehender Wolle. Der Tuchmacher dagegen ver-