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aber verarbeiten, so ist dieselbe gewiß eine Vermehrung
des Nationalreichthums; thoͤricht aber ist es, Producte,
wozu wir die Materialien im Lande haben und die wir
selbst erzeugen konnten, vom Auslande zu beziehen;
unsere Industrie ist todt, in sofern wir dieses thun.
Wenn übrigens der Freyh. v. Closen den Zuftand
unserer Industrie und des Landes so traurig darstellt,
daß, wie er sagt, der Unterthan im Elende schmachtet,
so hat er, wie mir scheint, die Farben allzugrell aufge-
tragen. Ich kenne die Lage der Gewerbtreibenden ziem-
lich; schon als Finanzdirector muß ich sie kennen und
weiß, wie kümmerlich sich Mancher derselben fortbringt.
Aber gehe man nur über unsere Gränzen und suche man,
wo es besser ist! Ich weiß doch, daß der Gewerbsmann,
der am eigenen Heerde mit etwas Feldbau im Frieden
von seinem kleinen mit seiner Hände Fleiß verdienten
Einkommen lebt, gewiß nicht tauscht mit dem englie
schen Fabrikarbeiter, der von der Laune des Fabrikherrn
abhängig, mit Eifersucht auf die Maschinen sieht, de-
ren nächste Verbesserung ihn entbehrlich macht, und
den jener aufrührerisch bedroht und diese zertrümmert.
Weder in staatöwirthschaftlicher, noch weniger in mora-
lischer Beziehung preise ich das englische Fabrikwesen;
ich lobe vielmehr das bescheidene und glückliche Verhält-
niß, in welches die Vorsehung unser Land und unsere
Industrie gesetzt hat.
Ein anderer von mir schon erwähnter Nachtheil der
hohen Eingangszolle ist die Verminderung der Rückfrach-
ten; sie vertheuern daher die Mittel zur Ausfuhr un-
serer Producte und erschweren den Gewerbtreibenden und
Producenten den Absatz.
Die strengen Maßregeln, welche zur Aufrechthal-
tung der hohen Zdlle nothwendig sind, zerstôren den