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an, deren zahlreiche Fabriken man ihren hohen Zoͤllen
uschrelbt und welche bey aller Liberalitaͤt in Worten noch
immer illiberal genug hohe Zollsaͤtze beybehalten. Allein
die Regierungen Frankreichs und Englands lenken ein
und erkennen die Gefahr, welche sie der Industrie und
den Finanzen durch das Zwangssystem bereitet haben.
Erinnern Sie sich der Reden des englischen Ministers Herrn
Huskisson in dieser Beziehung, und der franzdsische
Handelsminister Herr von St. Cricq, sonst ein Freund
hoher Zdlle, hat zugestanden, daß man etwas thun
müsse, um den gegenwärtigen Zustand zu ändern. Daß
sie die hohen Zdlle nicht sogleich aufheben, finde ich na-
tärlich; denn es ist nicht moglich, ohne Verderben von
einem Extreme zu dem andern überzugehen. Auch ich
bin weit entfernt, auf die Aufhebung der Zdlle anzutra-
gen, aber wie kann man zum Ziele kommen, wenn man
von demselben hinwegläuft 7 Zur Zeit der Beschränkun=
gen der Gewerbe und der hohen Zolle unter der Kdnil-
ginn Elisabeth war die Industrie in England weniger
blühend. Die Ursachen, denen die englische und franzde
sische Industrie Vollkommenheit und Blüthe verdankt,
sino die glückliche geographische Lage dieser Länder, die
Nähe der rohen, zur Fabrikation tauglichen Producte,
wie z. B. der Baumvolle, die Menge der Capitalien, in
England besonders der beneidenswerthe Schatz vortreff-
licher Steinkohlen, der Reichthum der Bevdlkerung, eine
frepe Verfassung und besonders freye Concurrenz. Der
ausgezeichnete franzdsische Minister und Chemiker Herr
Chaptal weist in letzterer Beziehung nach, daß Frank-
reichs Industrie selt der Aufhebung des Gewerbszwanges
um das Zehnfache vermehrt, und seine Ausfuhr in meh-
reren Artikeln um das Zehnfache erhöht worden sep.
Allein fragt man mich, wollen wir demnach die
Einfuhr ganz frep geben? Wollen wir andern Staaten,
welche ihr Gebieth uns verschließen, mit unpatriorischer