Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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immer vielmehr das erste als das zwente, in Erwägung, 
dass man bey allen bisherigen Steuern das Princip nicht 
des wirklichen, sondern möglichen Ertrages angenommen, 
und daß der Isarkreis durch das Grundstenerdefinitioum 
weiter nichts gewonnen, als die Gewißheit, was er bis- 
her -nur provisorisch bezahlt, für alle Zukunft gesetz- 
mäßig bezahlen zu müssen. Ich finde keinen Grund, den 
übrigen Kreisen ein besseres Loos versprechen zu dürfen. 
Meine Furcht vor noch mehrern Steuern vermehrt sich 
noch bey Betrachtung des zur Berathung vorliegenden Joll- 
tarises, in welchem zur Auftreibung der budgetmäßigen 
Summe von 2 Millionen 00,000 Gulden schier durchgän- 
gig höhere Zollsätze beantragt sind. Man rechnet zwar 
die Zollabgaben unter die indirecten Steuern, von denen 
man glaubt, daß sie weniger drückend seyen, als die di- 
recten; allein wenn nach dem berühmten Staatsmann 
Baro von Verulam das im Volke circulirende Geld 
dem Blure in den Adern unsers Kdrpers verglichen wer- 
den darf, und es in der Wirkung das Nänmliche ist, ob 
man einem Menschen das Blut wachend oder im Schlafe 
abzapft, so ist es auch einerley, ob man dem Unterthan 
das Geld durch eine directe Steuer mit seinem Wissen, 
oder durch eine indirecte ohne sein Wissen abnimmr. 
Auf diese wie auf jene Art verliert er an Kraft und Energie 
im Betriebe seines Gewerbes und seiner Geschäfte. Es 
sind dermalen der Arten, wie die Cassen der Unterthauen 
in Anspruch genommen werden, schon so viele, daß man 
wohl Ursache hat, mit neuen Erhdhungen der Abgaben 
dußerst behutsam zu seyn. Betrachten wir nur ueben der 
Grund-, Häuser-, Gewerb= und Erwerbsteuer den übcraus 
großen Malzaufschlag. Hat der Vater ein schulpflichtiges 
Kind, so muß er Schulgeld und Schulschein bezahlen, und 
die Schulbucher kaufen. Ist der Sohn conseriptionspflich- 
tig, so muß ihn der Barer wenigstens einigermaßen equipi- 
ren, ihm Reisegeld initgeben, und zwar so oft, als er auf
	        
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