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tel wuͤrden sehr erschwert, und ihre Anwendung wuͤrde fuͤr
die aͤrmere Classe ganz unmoͤglich gemacht, wenn solche
Artikel mit hohen Zoͤllen belegt wuͤrden.
Einen weitern Beweis, wie unbestimmt und will-
kührlich der Begriff von Luxus ist, gab die ehemahlige
obere Landesregierung, indem sie das Kalbfleisch für einen
Luxusartikel erklaͤrte.
Wo sind also hier Graͤnzen zu finden? Wie laͤßt
sich bestimmen, wo das Bedürfniß aufhdrt und der Lu-
xus anfaͤngt? Wollte man daher diesen Grundsatz an-
nehmen, so müßte man mit der größten Umsicht zu
Werke gehen, und doch würde die ganze Bemühung ver-
gebens seyn, weil sich das Unmdgliche nicht moglich ma-
chen läßt.
Warum sollen überhaupt hohe Zollsätze vorgeschrieben
werden?
Wegen der Finanzen sind sie um so weniger
nothwendig, als die Einnahmen durch sie niche vermehrt
werden. Setzen wir den Fall, daß das gegenwirtige
Postporto oder der Briefzoll ploͤtzlich um das Doppelte
erhöht wurde. Glauben Sie nicht, meine Herren! daß
der Ertrag desselben auch das Doppelte betragen würde.
Er mürde vielmehr den jetzigen Ertrag nicht einmal er-
reichen. J#mn Finanzwesen ist es anerkannte und durch
Erfahrung erprobte Wahlheit, daß zweymal zwey nicht allzeit
Liere macht.
Hohe Jollsätze sind um so weniger nothwendig, als
wir dadurch unserm eigenen Ausfuhrhandel schaden würden.
Wollen wir, daß man auswärts unsere Waaren kaufe,
so müssen wir auch den Auswärtigen abkaufen. Wollen
wir die Concurrenz gewinnen und Ausländern unsere
Waare möglichst wohlfeil verschaffen, so müssen wir den
Vortheil der Rückfrachten benutzen können. Wollen wir
vom Auslande Geld erhalten, so müssen auch wir ihm