Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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Ackerbau noch nicht gehdr ig betrieben werden kann ? Meine 
Herren! Ein taͤchtiger und fleißiger Bauernknecht ist fuͤr 
Altbayern ein weit dringenderes Beduͤrfniß.als Seiden- 
weber und Zuckerfabrikanten. 
Was die Zuckerraffinerie insbesondere betrifft, so zeigt 
eine vieljaͤhrige Erfahrung, daß sie fast aller Orten zu 
Grunde gegangen sind, und mit den Hamburgischen nicht 
Concurrenz halten koönnen. Der große Handelsschriftstel- 
ler und Nationalwirkhschafter Büsch hat dieses längst vor- 
hergesagt, und es ist meistens richtig eingetroffen. Ich 
glaube, ohne prophetischen Geist: gleiches Schicksal auch 
unsern Runkelrühenzuckerfabriken vorhersagen zu konnen. 
Selbst Chaptal und andere franzöffsche Schriftsteller 
darüber haben gezeigt, daß wenig dabey zu gewinnen ist, 
und daß der Hauptgewinn lediglich in der Fütterung für 
das Vieh zu suchen ist. 
Die Fabriken fordern auch wohlfeilen Arbekts- 
lobn. Bey uns ist der Arbeitslohn zu theuer, weil un- 
sere Fabrikanten, Dienstboten, Taglöhner u. s. w. vor lau- 
ter Feyertagen, Zerstreuungen und Lustbarkeiten nicht 
Zeit haben, zu arbeiten. Ganz natürlich konnen also Aus- 
länder wohlfeiler arbeiten, und in der nänmlichen Zeit 
mehr Arbeiten liefern als wir. Und wahrscheinlich kön- 
nen wir namentlich Seidenwaaren und Zucker leichter 
vom Ausland zu uns bringen lassen, als selbst verardei- 
ten. Ueberdieß würden wir dem Ackerbau noch mehr 
Hände entziehen, wenn wir unsere Bauernknechte in Zu- 
ckerfabrikanten, Seideuweber oder in andere Arbeiten um- 
wandeln würden. 
Meine Herren! Seypen Sie überzeugt, daß wir so 
lange keine Fabriken in Altbapern erhalten werden, so 
lange nicht wieder an jenen Tagen gearbeitet wird, welche 
schon im Jahre 17735 der große Pabsi Ganganelli für auf- 
gehobene Feyertage erklärt hat, und so lange nicht die
	        
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