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Ackerbau noch nicht gehdr ig betrieben werden kann ? Meine
Herren! Ein taͤchtiger und fleißiger Bauernknecht ist fuͤr
Altbayern ein weit dringenderes Beduͤrfniß.als Seiden-
weber und Zuckerfabrikanten.
Was die Zuckerraffinerie insbesondere betrifft, so zeigt
eine vieljaͤhrige Erfahrung, daß sie fast aller Orten zu
Grunde gegangen sind, und mit den Hamburgischen nicht
Concurrenz halten koönnen. Der große Handelsschriftstel-
ler und Nationalwirkhschafter Büsch hat dieses längst vor-
hergesagt, und es ist meistens richtig eingetroffen. Ich
glaube, ohne prophetischen Geist: gleiches Schicksal auch
unsern Runkelrühenzuckerfabriken vorhersagen zu konnen.
Selbst Chaptal und andere franzöffsche Schriftsteller
darüber haben gezeigt, daß wenig dabey zu gewinnen ist,
und daß der Hauptgewinn lediglich in der Fütterung für
das Vieh zu suchen ist.
Die Fabriken fordern auch wohlfeilen Arbekts-
lobn. Bey uns ist der Arbeitslohn zu theuer, weil un-
sere Fabrikanten, Dienstboten, Taglöhner u. s. w. vor lau-
ter Feyertagen, Zerstreuungen und Lustbarkeiten nicht
Zeit haben, zu arbeiten. Ganz natürlich konnen also Aus-
länder wohlfeiler arbeiten, und in der nänmlichen Zeit
mehr Arbeiten liefern als wir. Und wahrscheinlich kön-
nen wir namentlich Seidenwaaren und Zucker leichter
vom Ausland zu uns bringen lassen, als selbst verardei-
ten. Ueberdieß würden wir dem Ackerbau noch mehr
Hände entziehen, wenn wir unsere Bauernknechte in Zu-
ckerfabrikanten, Seideuweber oder in andere Arbeiten um-
wandeln würden.
Meine Herren! Seypen Sie überzeugt, daß wir so
lange keine Fabriken in Altbapern erhalten werden, so
lange nicht wieder an jenen Tagen gearbeitet wird, welche
schon im Jahre 17735 der große Pabsi Ganganelli für auf-
gehobene Feyertage erklärt hat, und so lange nicht die