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von 1819 das Lob niedriger Zollsaͤtze nicht unbedingt bey-
legen. Sehr häufig finden Sie die sogenannten Lurus-
artikel (solche mögen nun durch Seltenheit des Stoffes,
wie Edelsteine, Perlen 2c., oder durch Gehalt der Arbeit,
wie Spitzen, Putzsachen, Federschmuck r2c., oder durch Ver-
einigung beyder, wie bey Effecten aus Gold und Silber 2c.,
zu dieser Kategorie gehdren) von dem anscheinend be-
scheidenen mit zehn und zwanzig Gulden auf
das Sporcopfund angesetzt, welches, insofern
solche Gegenstände nach Centnern gewogen werden wollten,
1000 bis 2000 fl. für den Centner beträgt.
Im Ganzen aber hat unser 1810er den Vorzug, daß
bepy den Artikeln, die eigentlich gang und gebe sind, sein
hoöchster Zollsatz in 20 fl. besteht. Indessen ergibt sich
auch dieser hoch genug, wenn man bedenkt, daß ein sehr
handelsthätiger, gewerbfleißiger Nachbarstaat, daß Baden
in der neuesten Zeit seinen hochsten Jollsatz nur auf 0 fl.
40 kr. (# des 1810er höchsten per 20 fl.) ausgesprochen,
und die Gründe so deutlich als überzeugend entwickelt hat.
Der 1826er Tarif erhöht die 1810er Einfuhrzölle mit
Ausnahme der für die inländische Industrie nbthigen Ar-
tikel, mindert aber zugleich bedentend und wohlthätig die
Ausfuhrzèlle. Allein zugleich ist er dem vorherrschenden
Einfluß des Industriespystems zugethan. Er glaubt noch
an den Satz des nützlicher und haltbarer Weise
moͤglichen Schutzes inlaͤndischer Industrie. durch Zollerschwe-
rung fuͤr die auslaͤndische; ein Satz, welcher allmaͤhlig
zu dem Isolirungöspstem, diesem verderblichen Antagoni-
sien alles wahrhaft ausdauernden Industrialgewerbes und
seines Bundesgenossen, des ächten Handels, führt, immer
geführt hat und immer führen muß.
So freundlich nach innen, so finster nach außen
blickend steht unser zweyter Tarif vor uns.