Full text: Verhandlungen der Zweyten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Bayern im Jahre 1827/28. (13)

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legen, als man eihm wahre Freyheit giebt, nämlich freye 
Bewegung des Handels und der Industrie, Aber 
Fversteus ist es duß erordeutlich schwer, hier den Maß- 
stäb zu finden, und 
zweitens ist gerade Frankreich ein schlagender Be- 
weis' gegen seine Behauptung. Als Papst Pius VI. aus 
sciner. Gefangenschaft von Fontainebleau nach Italien zu— 
rückkehrte, fand er alle Staats= und Privatcassen so er- 
schöpft, daß der ganze Finanzhausbalt gänzlich zerträm- 
mert war. Er hob nun, selbst gegen den Rath aller sei- 
nek Financiers, alle Zölle auf, gab allen #Handel und Ver- 
kehr ftey und in wenigen Jahren war die schönere Ord- 
nung der Dinge wieder hergestellt. Allein dieß, meine 
Herren! kann auf Bapern nicht angewendet werden, wel- 
ches von eben so finanzklugen Nachbarstaaten umgeben 
und so fest umschlungen ist, daß, wenn diese die Bande 
nur etwas fester ziehen wir in schweren Zügen athmen. 
Nach dieser Lage der Sache und nach meiner gründ- 
lichsten Ueb berzeugung glaube ich demnach am aufrichtig 
steniund unbefangensten zu verfahren, wenn ich keinen 
vor dem andern begünstige, sondern es mit allen durch- 
aus verderben will. 
Ich halte nehmlich bey den hochgespannten Forderungen 
beyder die goldene Mittelstraße für den einzig sichern Weg 
gegen die Interessen Aller gerecht zu seyn, und Staat, Han- 
del und Industrie pflichtmäßig zu berücksichtigen. 
Begünstigungen und Monopole aller Art hasse ich. 
Dic ersten sind ungerechr, die zweyren sind das Grab al- 
ler Industrie, denn Schuz, binter welchen sich die Faul- 
heit ver teckt, die Hemmschuhe aller frepen Bewegungen; 
zumal da sie ofemal diejenigen haben, die sie gar nicht 
verdienen. Aber Schutz, landesvterlichen Schutz, sind wir
	        
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