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Unser ausgezeichneter Redner, Hr. Dr. Rudhart,
nannte unlaͤngst bey der Debatte über die Zollordnung
Ackerbau, Fabriken und Handel drey Blumen auf einem
Staͤngel. Ich gestehe, dieß Gleichniß ist sehr schoͤn, auch
babe ich es derzeit schon oft von Andern wiederholen
gehoͤrt; allein es ist deßwegen nichts weniger als wahr
und eine pure Floscel, wenn Hr. Rudhart etwa da-
mit sagen wollte, die Interessen dieser drey Classen sepen
in Absicht auf Zollwesen ein und dieselben.
Sie sind vielmehr oft einander sehr entgegengesetzt,
was das verehrte Mitglied aus meiner Abstimmung zu
den einzelnen Gegenständen ersehen haben wird, und ich
erbiete mich, demselben Redner so viele Gegenstände nam-
baft zu machen, wo die Interessen ganz und gar ge-
kreunt sind, als mir derselbe wird aufführen können, wo
sie vereinigt sind. Der Ackerbau treibenden Classe kann
es z. B. nur erwünscht seyn, wenn durch Auflagen auf
Zucker, Caffee, Seide oder andere Luruswaaren, die sie
wenig oder gar nicht bedarf, ein großer Theil der Abga-
ben gedeckt wird, das lästige Weggeld, Brücken= und
Pflasterzdlle wegfallen. Der Kaufman dagegen ist nicht
damit verstanden; er setzt weniger ab und findet sich ge-
nirt. — Der Landmann kann nur das Interesse haben,
daß mit Gegenständen seiner Production, als da sind
Häute, Unschlitt, thierische Abfälle, Wolle 2c. der frreyste
Verkehr nach innen und außen statt finde, um stets
die höchst möglichsten Preise zu erhalten; während der
Fabrikant das Interesse hat, diese Urproducte so wohlfeil
als mdglich zu erhalten. Und so verhält sich's durch-
gehends. Ich will die Parallele nicht weiter ausführen.
Der Punct der Kosten wurde vielfältig hervorgeho-
ben, um das hdhere Jollspstem zu bestreiten. Allein un-
sere gegenwärtige Verwaltung hat rechnungsmäßig diese
Kosten, welche in frühern Jahren 57 Procent betrugen