Einheit in dieses seltsame Gemenge zu bringen, das-
selbe in ein in sich gleiches Amalgam zu verwandeln, wird
kaum gelingen. Auch in unserer Kammer hat sich, soviel
ich bemerkte, noch kein Oedip gefunden, der das Räthsel
zu lösen wußte, alle Interessen in den Jollsätzen auszu-
gleichen. · .
Was dem Einen zu boch angesetzt ist, erscheint dem
Andern als zu niedrig.
Da ich nun mit dem Jollwesen zu wenig bekannt
bin, um mir selbst ein richtiges Urtheil zu trauen zu
konnen, so nahm ich zu Sacherfahrnen meine Zuflucht.
Zuerst wendete ich mich an einen Handelsmann, —
und zwar an einen Mann, auf dessen Wahrheitsliebe und
patriotischen Sinn ich vollkommen rechnen konnte.
Ich fragte ihn, woher die Ruhe, zu ich mbchte
sagen, die Gleichgältigkeit komme, die ich bey den hie-
sigen Handelsleuten bemerke, da es sich doch in unserer
Kammer um das wichtige Thema handle, ob wir in Zu-
kunft hobe oder niedrige Zdlle haben sellen.
Dieser. erwiederte mir mit aller Offenheit:
„Was mich betrifft, so bin ich wirklich bey der Ent-
scheidung dieser Frage nicht sehr betheiligt. Ich gestehe
Ihnen ganz aufrichtig, daß ich immer nur einen mäßigen
Zoll bezahlen werde.
Ist der Tarif mäßig, so beziehe ich meine Waaren
durch die Halle und das Geld kommt dahin, wohin es
gehdrt, — in die Mauthcasse; — sind die ollsätze zu
hoch, so bezahle ich doch wieder nur einen mäßigen Joll-
satz, aber nicht mehr an das Mauthamt, sondern an den-
jenigen, der mir die Waaren in das Haus liefert. Ob
und wieviell dieser an die Mauthcasse bezahlt, ist mir nicht
bekannt, so viel ich glanbr, wird diese wohl leer ausgehen.“