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den europdischen Länder, wo unser liebes Bayern von
allen Seiten durch hohe Mauthschranken, die man uns
entgegenhält, durch unübersteigliche Mauern von außen
eingeengt ist, bey seiner Lage in der Mitte von Deutsch-
land und einem von der Natur unbeschützten Grenzum-
fang von beynahe 800 Stunden, bey den Ketten, welche
die Handelswege zu Land und zu Wasser nach auswärts
sperren, jetzt, wo man sich seit 10 Jahren schon über die
Interpretation des grammatischen Sinnes der drey kur-
zen Worte „à la mer“ heute noch streitet, ohne solchen
finden zu konnen — müssen auch wir bey irgend einem
Zollsystem beharren, — können eines Zollgesetzes, und bey
solchem eines Tarifes, nach welchem diese Zoͤlle erhoben
werden, leider nicht mehr entbehren. Ein ZJolltarif, der
allen Classen von Staatsbürgern genugt und nach Wunsch
ist, der alle nicht selten egoistischen Interessen befriedigt,
ist der noch nicht gefundene Stein der Weisen; allein ei-
nen Tarif zu entwerfen, welcher keine Classe zum offenba-
ren Nachtheil und auf Kosten der andern allein begünstigt,
welcher Agricultur, Gewerbe, Fabriken und Handel zu-
gleich und im gleichen Maße berücksichtigt, dem Ein-
zelnen hilft, ohne dem Ganzen zu schaden, ist eine aller-
dings ungeheuer schwer, doch nich##t unmdglich zu lsende
Aufgabe. Wenn ich nun solche meinerseits wenigstens
nicht vollständig zu lesen vermag, so halte ich es für
Erreichung dieses schönen Zweckes doch am allerangemes-
sensten, wenn der Zolltarif vom Jahr 1810 zum Grund
gelegt und als Basis angenommen wird. Ich stimme
daher keineswegs für die unabgeänderte Annahme
dieses Tarifes, wohl aber für die Annahme eines Mari-
mums von 20 fl. pr. Centner und für ein Minimum von
124 kr. in der Einfuhr, für ein Maximum von 5 fl.
und ein Minimum von 37 kr. bey der Ansfuhr. Ich bin
daher in dieser Hinsicht mit den sehr verehrten Hrn. Collegen
Merkel, (als Referemen) H. Hn. Gr. v. Benzel-Ster-