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abgeschafft wurden, sondern sie waren, wie die Acten be-
weisen müssen, schon vor Einführung der neuen milden
Mauthordnung vom Jahr 2700 verdorben, und eben ihr
übler Zustand und Erfolg war eine der Ursachen, welche
die damalige Regierung veranlaßte, das Jollsystem zu
dndern. Es ist ja bekannt, daß, als der Churfürst Carl.
Theodor sich persdulich von den Fortschritten der Seiden-
zucht überzeugen wollte, man in der Eile von einem Pri-
vatmann, welcher dieselbe aus Liebhaberey trieb, Cocons
und Seidenwürmer herbeyholen mußte, um sich die Zu-
friedenheit des Landesfürsten zu erwerben. So werden
zuweilen große Herren bedient!
In England und Frankreich ist man nun selbst Üüber-
zeugt, daß man auf diesem Wege, und durch diesen un-
natürlichen Zustand, welchen hohe Zdlle erzeugen, dem
Verderben entgegen gehe. Hbren Sie, was der ausgezeich-
nete Oekonom und Fabrikant Herr Ternaux bey Ge-
legenbeit der Berathung über die 80 Millionen Credit in
der franzdsischen Deputirtenkammer am 13. Mapl. J.
außerte:
„Mit der Industrie dieses großen Reiches,“ so
sagt er, „steht es so, daß niemals die Anstrengungen derer,
„die Industrie treiben, so fruchtlos gewesen sind, als
„eben jetzt. Seit drey Jahren arbeiten die meisten un-
„serer achtungswerthen Manufacturisten in allen Zweigen,
„nur um sich vom Untergange zu retten, den ihnen die
„gezwungene Stockung ihrer Gewerbe bereitet.“
Die jüngste Katastrophe der Fabriken in Mühlhau-
sen und in Elsaß schreiben mit den dortigen Verhält=
nissen wohlerfahrne Männer dem unnatürlichen Systeme
hoher Zdlle zu, indem es durch scheinbaren Gewinn zu
großen Unternehmungen, zur Eingreifung in die Geschäf-
te des Kaufmanns, zu Schwindeleyen, zur Wechselrei-
terey und zu Banquerrouten führe, wogegen die Indu-