8. 4. Die Karolingerherrschaft. 9
teren Aufhebung der herzoglichen Würde (748) nahm die Gewalt der Gau-
grafen zu. Im Kriegsfall wurde der Heerbann aufgeboten und es stand
jeder Cent unter seinem Schultheißen, der Gau unter seinem Grafen, das Her-
zogthum unter seinem Herzog (Bannerherr) mit dem Fähnlein oder Banner
(daher Panier). Jeder einzelne mußte sich selbst bewaffnen und verköstigen. Wer
dem Heerbann nicht folgte oder ihn während des Kriegszugs verlleß, wurde
strenge bestraft.
S. 4.
Die Karolingerherrschaft. 752—917.
Mit Karl dem Großen (768—814) beginnt der glänzende Auf-
gang einer neuen Zeit. Das Alterthum war in tlefe, finstere Nacht ver-
sunken. Ihm, dem großen Herrscher und gewaltigen Kriegsmann, war es vor-
behalten, während seiner 46jährigen Regierung die Verhältnisse Deutschlands
und des ganzen Europa vollständig umzugestalten. Er hat eine doppelte Auf-
gabe, eine polittsche und kirchliche, erfüllt: die deutschen Stämme,
die damals noch feindlich einander gegenüber standen, zu einer Gesammt-
nation zu vereinigen und bel allen das Christenthum einzuführen.
So war die nationale Einheit die Folge der Kircheneinhett.
Seine Stütze fand Karl nicht in den deutschen Völkern, sondern in den
treuen Vasallen, Iin den Bischöfen und Mönchen. Was er für diese
that, kam auch der alemannischen Kirche zu gut, zumal er in einem nahen
Verhältniß zu Alemannien stand. Seine zweite Frau Hildegard war aus
dem herzoglichen Hause der Alemannen, ebenso seine dritte Gemahlin Luitgard.
Erstere ist die Mutter Ludwigs des Frommen. Ihr Bruder Gerold, der auf
dem Bussen wohnte, war Karls treuester Vasall und ruhmreichster Feldherr. Da
die Bezlehungen des Königs zu den Alemannen so enge waren, so zogen diese
in allen Kriegen treulich mit ihm, namentlich gegen die Sachsen, Böhmen und
Avaren. Auch Ludwigs des Frommen (814—840) zwelte Gemahlin Ju-
dith (Jutta) war eine Alemannin, Tochter des Grafen Welf. Ludwig hatte
schon im Jahr 817 sein Reich unter seine drei Söhne Lothar, Plpin und Lud-
wig getheilt, später aber nach der Geburt Karls des Kahlen, Sohnes der Jutta,
unter deren Einfluß eine neue Theilung vorgenommen, nach welcher die drei
ersten Söhne zu Gunsten des Nachgeborenen aus zweiter Ehe bedeutend versäumt
wurden. Karl der Kahle hatte dabei Alemannien bekommen. Die älteren Söhne
kehrten die Waffen gegen den eigenen Vater und den bevorzugten Halbbruder
und vereinigten sich erst nach Pipins und des Vaters Tode (840) mit Karl. Es
kam der wichtige Vertrag von Verdun, 843, zu Stande, in welchem
dle erste Scheidung zwischen West= und Ostfranken, zwischen dem
heutigen Frankreich und Deutschland vorgenommen wurde.
Ludwig der Deutsche, der erste König Deutschlands (843—876), bekam
Alemannien, Bayern, Ostfranken und Sachsen. Bei der Theilung Deutschlands
unter seine drei Söhne Karlmann, Ludwig und Karl den Dicken bekam letz-
terer Alemannien, und im Jahr 884 verelnigte er sogar das ganze Frankenreich
in der Ausdehnung, wie es Karl der Große regiert hatte, unter seinem Scepter.
Aber nur auf kurze Zeit. Karl war ein schwacher und träger Mann, der allent-
halben, besonders von den Alemannen verachtet wurde. Als er zur Vorbereitung
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bis
917.