1737
bis
1770.
156 III. Württemberg als Herzogthum.
von Würzburg versprach, durch Truppen den etwa entstehenden Sturm zu däm-
pfen. Der Herzog wurde bewogen, sein früheres Testament umzustoßen und in
einem neuen den Bischof zum Mitvormünder der herzoglichen Prinzen einzusetzen.
Damit die ganze Sache leichter in's Werk gesetzt werden könne, sollte der Her-
zog wegen eines Fußübels zu einem Arzt nach Danzig reisen, weil man fürch-
tete, er werde sich allzu strengen Maßregeln widersetzen, wenn er zugegen sei.
Das Volk wurde entwaffnet unter dem Vorwand, Wilddieberei zu verhüten.
Das ganze Land lag in einer dumpfen Gärung, denn das Volk glaubte
seine alten Rechten und seinen evangelischen Glauben gefährdet. Pahl 1) schreibt:
„Die Umtriebe der Verschworenen erregten die Aufmerksamkelt des Volks. Die
Gemüther wurden mit ängstlicher Sorge für Erhaltung des väterlichen Glau-
bens erfüllt. Man deutete mit Fingern auf die Männer, unter ihnen selbst auf
Geistliche von ersftem Range" die sich bereits zum Abfall erboten haben sollten.
Es liefen die Gerüchte, daß demnächst die Stiftskirche in Stuttgart und die
Klöster den römlschen Priestern wieder eingeräumt werden würden, und daß
zum Behufe der Neubekehrten eine Menge Kisten, mit Rosenkränzen gefüllt, von
Würzburg her auf dem Wege seien“.
Am 12. März 1737 verabschiedete sich der Herzog in Stuttgart und fuhr
nach Ludwigsburg. Dort spielte er Abends noch mit Süß und schenkte demselben
200 Dukaten, die er im Spiel gewonnen. Als ihn sein Kammerdiener Neuf-
fer verließ, rlef er ihn zurück mit den Worten: „Wie wird mir so eng! Der
Ather, will mir ausgehen. Arznei her! Pater Kaspar her!“ Schnell ließ
man ihm zu Ader; aber wenige Augenblicke darauf sank er todt zusammen. Ein
Stickfluß hatte seinem Leben ein Ende gemacht.
Karl Alerander hinterließ drei Söhne: Karl Eugen, Ludwig Eugen und
Friedrich Eugen, die nach einander zur Regierung kamen. — Unter seiner
Regierung war (1736) das Zucht= und Arbeitshaus in Ludwigsburg erbaut
worden. s
§.46.
Herzog Karl. Seine Regierung bis zum Srbvergleich. Die Frrhhscaft
Riegers, Montmartins und Witlleders. 1737—1770.
„L' Etat, c'est moill“
Ludwig IIV.
„Was Vaterland? Ich bin das Baterland!“
*5rv Herzog Karl.
Sogleich nach Karl Aleranders Tode beriefen der Geheimerath und die
Landschaft Karl Rudolf von Württemberg-Neuen stadt als Vor-
münder des erst neunjährigen Erbprinzen Karl Eugen. Die Herzogin
und ihre Partei waren ganz gegen diese Berufung. Remchingen erklärte.
daß er den Administrator nicht anerkenne und ihm keine Handtreue schwöre. Zu-
gleich versuchte er, die Offiziere auf seine Seite zu bringen. Der Herzog aber
ließ ihn gefangen nehmen und auf den Asberg bringen. Die Herzogin-
Witwe 2) that alle Schritte, um an der Spitze der Reglerung zu bleiben,
1) S. Pahl, Geschichte von Württemberg, Bed. 5, S. 82.
2) Sie war eine Tochter des Fürsten Anselm Franz von Thurn und Taxis, eine.
gelehrte und phantastische Fran; sie disputirte öffentlich zu Tübingen und ließ sich zu
Schwetzingen zur Malteserritterin creiren.