5. 12. Allgemeiner überblick. 29
ste die Parteien in steter Gerelztheit und Spannung; gewöhnlich wurde belderselts
sehnsüchtig die Gelegenheit erwartet, einen Grund zu neuer Fehde zu bekommen.
Wenn Württemberg sich in dieser Zeit, die mit allem Recht in jeder
Beziehung peine schwere Zeit“" heißt, aus dem allgemeinen Schlffbruch
gerettet hat, wenn es sich durch alle Kämpfe gegen Kaiser, Schlegler und
Städtebund, in denen es meistens allein stand, ehrenhaft hindurchschlug, wenn
es nach allen Fehden sogar verstärkt und vergrößert dastand: so hat es dies vor
allem seinem tüchtigen Grafen Eberhard II. zu verdanken, der mit scharfem
Schwert für sein Recht focht und mit ausnehmend berechnendem Geist die Zeit-
verhältnisse zu durchschauen und benützen wußte. Was seinem Großvater Eber-
hard I. schon schweren Kampf verursacht hatte, sollte auch ihm Sorge genug
machen, — das Streben Habsburgs, in Schwaben Einfluß zuer-
langen. Damals war es der Plan Rudolfs gewesen, das Herzogthum
Schwaben wiederherzustellen und durch die Verleihung an seinen
Sohn mit der eigenen Hausmacht zu verbinden. Jetzt ist es der
Erwerb ansehnlicher Besitzungen in Schwaben, was die Besorgniß
und Eifersucht der Nachbarn, namentlich Eberhards, gegen Habsburg erregen
mußte. Was ihm hier nicht vollständig gelang, erreichte Eberhard gegen den
Städtebund und er und sein Nachfolger gegen die Schlegler; beide Ver-
bnbungen wurden niedergedrückt und nach langen Streiten durfte er ernten, was
es durch Festigkeit, Klugheit und wirthschaftlichen Sinn verdlent hatte. — Unter
seinen Nachfolgern, die nicht an der hergebrachten Sparsamkelt fest hielten,
trat ein Stillstand im inneren und äußeren Wachsthum des
Landes ein. Schon Eberhard III. gab durch den Glanz und die Pracht
seines Hofes ein böses Belspiel und sein Enkel Ulrich V. vergeudete seine
beste Kraft und Zeit in unnützen und verderblichen Kriegen.
§. 13.
Graf SEberhard II. der Greiner 1) und Alrich IV.
Gemeinschaftliche Regierung. 1344—1366.
„Ihr, — ihr dort außen in der Welt,
Die Nasen eingespannt 1
Auch manchen Mann, auch manchen Held,
Im Frieden gut und stark im Feld,
Gebar das Schwabenland.“
Schiller.
Ein Jahrhundert ist seit dem Anfang der Geschichte des württembergischen
Hauses verflossen; der Unterbau desselben war fertig, die anfänglichen Lücken nahe-
zu ausgefüllt mit den Ueberresten der nebenstehenden verfallenden Häuser. War
dieser unter manchem harten Strauß und Drang aufgeführte Bau auch im Stande,
den wildesten Stürmen zu trotzen? Das sollte sich jetzt in diesem zweiten Jahr-
hundert beweisen, als drei Mächte gegen unser Vaterland losbrachen. Wohl be-
durfte Württemberg gegen solch heftige Angriffe eines tapfern Beschützers, wie
Eberhard II. es war. Er ist das treue Abbild seines Großvaters; mit seiner
Tapferkeit, Unbeugsamkelt und Hartnäckigkeit, mit selnem Trotz und Stolz ver-
band er aber noch das diplomatische Talent, die schwierigen polltischen Verhält-
1) Greiner = Zänker, so benannt wegen selnes kriegerischen, streitlustigen Charakters.
1344
bis
1366.