K. 14. Graf Eberhard II., der Greiner. Kampf gegen die Schlegler und Städte. 35
ihnen und den Fürsten in Mergentheim (1387) eine Verlängerung des in
Heidelberg beschlossenen Landfriedens zu Stande zu bringen. Dieser Versuch blieb
jedoch ohne Erfolg, da gleich nach Unterzeichnung des Vertrags die Herzoge
Friedrich und Stephan von Bayern in das Gebiet des Erzbischofs Pil-
grim von Salzburg, eines Bundesgenossen der Städte, einfielen, ihn selbst
gefangen nahmen und dabel mehrere Städte schädigten. Sogleich schickten die
Städte von Schwaben, Franken und Bayern einen vom Kalser bekräftigten Fehde-
brief an jene Herzoge und riefen alle ihre Bundesgenossen zum Kampfe gegen die
Bayernherzoge und die mit diesen verbündeten Grafen von Württemberg, Pfalz
2c. auf. Andererseits rüsteten sich die Herzoge von Bayern, die Bischöfe von
Bamberg, Würzburg und Augsburg, der Pfalzgraf, Eberhard von Württem-
berg, der Markgraf von Baden. Dagegen verstärkte der Kaiser das Heer des
Städtebundes durch Hilfsvölker.
Die Städter, angeführt von Hauptmann Konrad Besserer, dem Bürger-
meister von Ulm, durchzogen das württembergische Geblet, verwüsteten vlele
Dörfer und Flecken und belagerten endlich den starkbefestigten Kirchhof von Döf-
fingen. Hier sollte der entscheidende Schlag geführt werden, 23. August 1388. 1388.
Eberhard zog mit 7000 Mann gegen die Städter heran; sein Sohn Ulrich
brannte vor Beglerde, sich für die bei Reutlingen erhaltene Schlappe zu rächen
und griff mit Ungestüm an. Bald aber fiel er, tödtlich verwundet; er wurde aus
der Schlacht auf einen Baumstumpf getragen, wo er nach wenigen Augenblicken
starb. Sein Tod verbreitete Schrecken unter den Rittern, die zu weichen anfiengen
als der greise Eberhard mit Donnerstimme unter die wankenden Scharen hinein-
rief: „Erschreckt nicht! mein Sohn ist wie ein anderer Mannz; steht fest! seht, die
Feinde fllehen!“ Diese Unerschrockenheit des tief betrübten Vaters begeisterte die
Haufen und sie drangen mit neuem Muth in den Feind. Einige Zeit schwankte
der Sieg hin und her. Da floh auf Seite der Städtischen der bestochene Banner-
führer von Nürnberg und andererseits erschien plötzlich Eberhards Todfeind,
Wolf von Wunnenstein, mit einem Zug Reisiger, der heute an des Grafen
Seite fechten wollte, um seinen Zorn und seine Erbitterung gegen die noch ver-
haßteren Städter abzukühlen. Sein kecker und tapferer Angriff war für den Aus-
gang der Schlacht entscheldend; Eberhard gewann einen vollständigen Sieg;
Hauptmann Besserer fiel und mit ihm wohl 1000 Städter; 600 wurden gefan-
gen und konnten nur durch schweres Lösegeld ihre Freiheit wieder erlangen. —
Die Nacht verbrachte Eberhard bei der Leiche seines Sohnes Ulrich. Am andern
Morgen kam ihm die Freudenbotschaft zu, daß die Gemahlin seines Enkels, An-
tonia Visconti von Mailand, einen Sohn geboren habe. „Gott sei gelobt!“ rief
er freudig aus. „Fink hat wieder Samen!“ — Dem Wunnensteiner bot Eber-
hard für die Hllfe Aussöhmung an und lud ihn zur Siegesfeler nach Stuttgart
ein. Jener aber wollte nichts davon wissen; „bei uns steht es in alten Rechten“,
sagte er, verließ Eberhards Troß und ritt auf seine Burg nach Beilstein hinüber,
nahm aber unterwegs bel Zuffenhausen eine Viehherde weg, welche Nachricht
Eberhard lachend mit den Worten: „Alt Wölflein hat wieder Kochfleisch geholt“
aufnahm 1).
1) Das Erscheinen Wunnensteins und sein Eingreifen in die Schlacht zu Gunsten
Eberhards wird zuerst von dem Geschichtschreiber Oswald Gabelkhover berichtet und von
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