540 Der Dardanellen- Feldzug vom 3. Dez. 1914 bis 10. Jan. 1916
beiden Seiten gefeuert. Als die Türlen eine Skunde später, nach der
Sprengung einer Mine, mit dem Bojonett in die englischen Gräben
drangen, fanden sie keinen Widerstand mehr. Sie drängten sofort auf
der ganzen Linie nach, gerieten aber überall auf Tretminen, die unter
ihren Füßen aufflogen, viele Verlusie bervorriefen und das Nachsehen
so verzögerten, daß Engländer, Australier und Neuseeländer ungeschädigt
entrannen. Selbst die Geschütze waren unter dem Schuctze der Schiffs.
artillerie bis auf cin Dutzend beschädigter Rohre geborgen worden. Da-
gegen sielen die reichausgestatteten Lager samt ungeheuren Vorräten in
türkische Hand.
Nun eilte Marschall Sanders, seine Divisionen bei Krithia zusammen-
zuziehen, um dem Feind an der Klinge zu bleiben und ihn anzugreifen,
bevor er auch hier die hohe See gewann. Aber ehe es den Türken gelungen
war, ihre Artillerie vor Sid ul Bachr zu vereinigen — auch sie waren
erschöpft von langem Streit, und die Fortschaffung der Geschügze stieß
im verkarsteten Hochland und im verschlammten Trichtergelände auf die
größten Schwierigkeiten —, baute Munro unter dem Schuyge der Linien=
schiffe ab.
Am 6. Januar feuerten die britischen Batterien an der Südfront mit
äußerster Kraft, am 7. Januar schwoll die Kanonade zu einem mächtigen
Cuell, in das auf türkischer Seite Skodamörser und AUsedoms Marine-
geschüge, auf englischer französische und britische Linienschiffe und Monitore
eingriffen.
Als die Türken, rasch gefaßt, zu Erkundungsstößen übergingen, erkannte
Munro, daß er alles opfern müsse, um die 30 000 Mann, die noch auf Galli-
polis Höllenstrand standen, in Sicherheit zu bringen. Er ließ daher sämt-
liche Hferde und Mauleiere töten, Zündschnllire an die Munitionsstapel
legen, befahl dem Regiment Staffordsbire, in den Gräben auszuharren
und den Rückzug zu decken, und schiffte die Masse der Armee in den Nächten
vom 8. auf den 9. und vom 9. auf den 10. Januar unter dem Schudze eines
Geschwaders von 14 Panzern ein. Unterdessen hielt Staffordshire, dem
Befeble getreu und ihn sinngemäß erfüllend, dem türkischen Ansturm stand
und opferte sich, bis der leyte Mann an Bord war.
Am 10. Januar 1916 endete der Dardanellenfeldzug, der Konstan-
tinopel bedroht und die strategische Vereinigung der Westmächte mit den
Russen an den Gestaden des Bosporus zum Ziele gebabt hatte, auf den
Leichenhügeln Gallipolis mie dem Siege der Türken.
Er überbietet alles, was Großbritannien an exotischen Feldzügen je
unternommen hat, forderte Berluste, die heute noch ungezählt sind, aber auf
beiden Seiten wohl die Höhe einer Viertelmillion Menschen erreichen, war
als strategische und politische Idee beskimmt und geeignet, dem Weliekrieg
eine rasche Enescheidung zugunsten der Entente zu sichern, ermangelte aber