Die Schlacht bei Coronel 57
Auf den deuischen Schiffen brannte alles auf den Kampf mit den
Briten.
Das deutsche Kreuzergeschwader war vier Tage nach seinem Eintreffen
an der südamerikanischen Küste auf den Feind gestoßen, den es seit dem
28. Oktober zu finden und zur Schlacht zu stellen trachtete. Spee war von
der Osterinsel in gemessener Fahrt nach den Juan-Fernandez-Inseln ge-
gangen und unterwegs unvermutet auf den Hilfskreuzer „Prinz Eitel
Friedrich“ gesloßen, der die australischen Gewässer verlassen hatte und
sich auf der Suche nach günstigeren Jagdgründen befand. Er wurde vom
Admiral mit zwei leeren Troßdampfern nach Walparaiso entsandt, um
Kohlen aufzusüllen. Das Kampfgeschwader gab ihm das Geleite, hielt
sich aber 30 Seemeilen vom Cande fern und kreuzte auf der Höhe von Val-
paraiso. In der Nacht auf den 1. November funkte „Eitel Friedrich“, daß
ein englischer Kreuzer am Abend vorher in Coronel, 200 Meilen südlich
von Walparaiso, geankert habe. Die Spur der Engländer war entdeckt.
Sofort nahm Graf Spee Kurs nach Stübden. Unterwegs widmeten sich
„Nürnberg", „Dresden“ und „Leipzig“ der Jagd, während „Scharnhorst“
und „Gneisenau“ so schnell wie möglich die Araucobai zu erreichen suchten.
Als sich die Panzerkreuzer am Nachmiltag ihrem Ziele näherten, verrieten
ihnen starke Funkzeichen, daß mehrere fremde Kreuzer in der Nähe weilten.
Gleich darauf erschienen im Westen große Nauchsäulen — man war auf
den längst erwarteten, seit dem 28. September gemeldeten, seit dem 23. Ok-
tober gesuchten Feind gestoßen.
Der Befebl des Admirals rief alle Schiffe heran. „Dresden"“, „Leipzig“
und „Nürnberg" nahmen Kurs nach Süden, um den Anschluß an die Panzer-
kreuzer zu erreichen, die ihnen weit voraus waren. Mit äußerster Kraft
stürmten und stampften die deutschen Schifsfe durch die schwere, von Süden
kommende See. Bis zu den Kommandobrücken spritzte der Schwall und
ergoß sich in tollem Lauf in die unteren Batterien. Graf Spee stand auf
der Brücke seines Flaggschiffes. Er hatte seine erste strategische Auf-
gabe gelöst und war im Begriff, daraus das taltische Ergebnis zu
ziehen, den Gegner mit überlegenen Kräften anzugreifen und vernichtend
zu schlagen, bevor der britische Admiral das Linienschiff „Canopus“ heran-
rufen konnte oder die japanischen Geschwader den Deutschen in den
Rücken fielen.
Ein Schlachttag voll heroischer Stimmung leuchtete dem ersten großen
Seetreffen deutscher und englischer Danzergeschwader auf dem Welimeere.
Die Sonne war im Niedergang und die Schattenrisse der englischen Schiffe
stiegen höher und höher in den goldsprühenden Westhimmel. Der Wind
wuchs und höhlte die See zu schwerstürzenden Wogenschollen, die den Eng-
ländern mehr zu schaffen machten als den Deutschen, da die Kanonen „Good
Hopes“ und „Monmouths“ tiefer lagen als die 21.m-Geschügte der deut-