Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3)

60 Der Seekrieg vom 2. August 1914 bis 24. Februar 1915 
Oas deutsche Geschwader war mit geringen Beschädigungen und einigen 
Verwundeten aus der Schlacht hervorgegangen. Es konnte in der stürmi- 
schen Nacht kein Rettungswerk unternehmen, wendete und dampfte durch 
den Wogendrang nach Norden. Am 3. November erschienen „Scharnhorst“, 
„Gneisenau“ und „Nürnberg“ auf der Reede von Walparaiso, während 
„Leipzig“" und „Dresden“ als Wache auf hoher See kreuzten. 
Die politische Wirkung des außerordentlichen Ereignisses übertraf die 
strategische Bedeutung des deutschen Seesieges um ein Bielfaches. Der Nimbus 
der Uubesiegbarkeit der englischen Flotte war dahin. Aber sie war und blieb 
das gewaltigste, zuverlässigste Werlzeug der britischen Welemacht, und 
niemand begriff rascher und sicherer die Notwendigkeit, die britische Sec- 
gewalt wieder in vollem Glanze aufzurichten und das deutsche Geschwader 
um jeden Preis zu vernichten, als die Engländer selbst, die Albions Macht 
zwar nicht erschüttert, aber Englands Drestige geschwächt und Englands 
Stolz getroffen wußten. Aus diesen Erwägungen und Empfindungen handelte 
die englische Admiralität rasch und karkräftig, indem sie sofort ein Rache- 
geschwader ausrüstete, das nach Bestätigung der Hiobspost den Heimat- 
bafen verließ und in beschleunigter Fahrt den südamerikanischen Ge- 
wässern zustrebte. 
Das siegreiche deutsche Geschwader hatte inzwischen in Walparaiso 
124 Reservisten an Bord genommen, seine Vorräte ergänzt und war nach 
einigen Festtagen und Kreuzerfahrten in den Golf von Denas eingelaufen, 
um sich bier im verborgenen zur Gortsetzung des Seezuges zu rüsten. 
Admiral v. Spee war zu dem Entschluß gekommen, den Marsch nach der 
Heimat anzutreten und die englische Blockade vollends zu durchbrechen. 
Der Weg führte durch die Magalhäesstraße um das Kap Hoorn und an 
den Falklandinseln vorbei entweder in die Weite des Südatlantischen 
Ozeans oder an der Ostküste Südamerikas entlang in die brasilianischen Ge- 
wässer. 
Spees Vorstoß gegen Falkland 
Als strategischer Gegenpol zu der im Stillen Ozean gelegenen, von 
dem deutschen Geschwader mit so großem Erfolg angesteuerten Osterinsel 
erschienen im Atlantischen Ozcan die Falklandinseln. Sie waren von den 
weieblickenden Engländern schon im Jahre 1833 beseht worden, besaßen 
gute, natürliche Häfen, reiche Kohlenlager, eine Werft, eine große Lele. 
graphenanlage und waren von 2000 bewaffneken Kolonisten verteidigt. 
Da sie den Ostzugang zur Magalhäesstraße und die nach Norden führenden 
Dampferwege beherrschten, stand Graf Spee vor der Frage, ob er ihre 
Nähe meiden oder sie anlaufen sollte. Wich er ihnen aus, so ließ er sie im 
Besitze ihrer Mittel, vor allem im ungestörten Genuß des Telegraphen; lief
	        
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