Spees Vorstoß gegen Falkland 61
er sie an, so setzte er sich einem Zusammenstoß mit britischen Schiffen aus.
Oer deutsche Seemann mußte damit rechnen, „Canopus“, „Glasgow“ und
„Otranto“ im Haupthafen Port. Stanley vor Anker zu finden. Auch darin
lag eine gewisse Verlockung. Gelang es ihm, die bei Coronel versprengten
englischen Schiffe vor Falkland zu stellen und zu vernichten und dann die
Weite des Atlantischen Ozeans zu gewinnen, so hatte er freies Feld vor sich.
Doch wie er sich auch im gegebenen Augenblick zu dieser Frage stellen mochte —
er war entschlossen, das Kap Hoorn zu umfahren, und nicht gesonnen, sich
von zwei weit überlegenen japanischen Geschwadern in den chilenischen Ge-
wässern jagen, schlagen und blockieren zu lassen. Jamaja und Moryama be-
fanden sich schon auf dem Anmarsch. Der Kern des japanischen Geschwaders
lag in der Magdalenenbai, und Aufklärer streisten schon um die Galapagos-
inseln. Gegen „Kongo“, „Azuma“, „Idzumo“, „Tsukuba“, „Hizen“ und
„Asoma“ konnte Spee den Kampf nicht aufnehmen. Er beschloß deshalb,
den Atlantik zu gewinnen, ehe die Japaner ihn ereilten, und hatte vielleicht
schon zu lange gesäumt, als er am 26. November in Penas die Anker pob,
denn waren die Japaner ihm auch noch nicht hart auf den Fersen, so hatte
doch der Grite inzwischen Gelegenheit gefunden, seine Streickräfte an der
Ostküste der amerikanischen Landfeste zu sammeln.
Graf Spcce ließ den Hilfskreuzer „Drinz Eitel Friedrich“ an der West-
küste mit dem Auftrag zurück, die Japaner durch Funksprüche irrezuführen,
und steuerte mit seinen Kampfschiffen „Scharnhorst“, „Gneisenau“, „Leipzig“,
„Dresden“ und „Nürnberg“ und den Troßdampfern „Baden“, „Isabel“
und „Seydlig“" südwärts. Am 1. Dezember rundeke das Geschwader in
schwerem Wetter das gefürchtete Kap. Die Schiffe stampften, rauher Regen
peitschte die durch die Dropen verwöhnten Gesichter, Eisberge kamen in
Sicht, und die Temperatur des Wassers sank auf wenige Grade über dem
Gefrierpunkt. Am Abend jagte „Leipzig“ eine feindliche Kohlenbark, die
dem kohlenfressenden Geschwader sehr gelegen kam. Am 2. Dezember ging
Graf Spee im Dictonsund vor Anker, um die Bunker neu zu füllen. Als
dies geschehen war, rief der Admiral die Kommandanten auf das Flagg-
schiff und machte sie mit seinem Kriegsplan bekannt. Er hatte sich nach ein-
gebenden Besprechungen mit seinem Stabschef Kapitän z. S. Fielitz und
nach reiflicher Lberlegung entschieden, die Falklandinseln anzulaufen, die
Werst und den Telegrophen zu zerstören und den Gouverneur gefangenzu-
nehmen. Stieß man auf bekrrächtliche feindliche Seestreitkräfte, so gebot die
Klugheit, dem Kampfe auszuweichen. „Scharnhorst“ und „Gneisenau“
botten im Treffen bei Coronel etwa die Hälfte ihrer Sprenggranaten ver.
schossen, Graf Spee wollte daher vor Falkland keine Schlacht annehmen,
obwohl er nicht an überlegene englische Streitkräfte glaubte.
Am 7. Dezember rauschte das deutsche Kreuzergeschwader bei auf-
bellendem Wertter in den Ailantik und stellte das Seeuer nach seinem