356 Der Feldzug im Westen vom 16. Nov. 1914 bis 15. Febr. 1915
Einsatz an der allgemeinen Angriffsbewegung Joffres zu beteiligen. Sie
lag im Abschnitt Vpern—La WBassée zwischen Wytschaete und Givenchy
in wohlverschanzten Stellungen und leckte ihre Wunden. Die Länge ihrer
Kampffront betrug knapp 40 Kilometer. Vier Britenkorps und ein indisches
Korps waren in diesem kleinen Abschnitt als stark nach hinten abgestügte
Mauer aufgebaut und empfingen von Calais und Boulogne über St. Omer
ständig Verstärkungen, die mechanisch zu einer großen Armee berangebildet
wurden. Hinter der Froné befanden sich ungeheure Ubungslager, in denen
die Rekrutendivisionen für den Stellungskrieg eingeübt wurden. Lord Kitche-
ners gewaltige Organisationskraft sehte zunächst ein Heer von 800000 Mann
an die Stelle der untergegangenen Feldarmee, deren Rahmen sich immer
noch mit Nutzen zur Aufstellung von Seäben und Spezialwaffen verwenden
ließ. Feldmarschall French hatte die neu aufgefüllten Diovisionen seiner alten
Truppen in den flandrischen Schlachten so stark abnützen müssen, daß er von
ibnen keine Angriffstätigkeit verlangen konnte. Es kam zwar am 16. und
17. Dezember bei Richebourg, Fromelles und Festubert Au beftigen Kämpfen,
die das VII. deutsche Korps in Artem bielten, aber von vornherein gegenseitig
auf Beschäftigung gestimmt waren. French war stolz darauf, daß die Briten
in den Novemberkämpfen ihre alte Standfestigkeit aufs neue bewährt hatten,
obwohl sie keine einzige größere Bewegung zum guten Ende geführt hatten,
und war entschlossen, nicht aus der Verteidigung herauszutreten, die ihm
gestattete, die Armee möglichst unberührt zu bewahren, in der jeyt Englands
Ereiwillige und die ersten Hilfstruppen seiner Tochterstaaten sochten. Zu
stärkerer Beteiligung an Joffres großem Angriff ließ er sich nur bei La Bassée
herbei, wo er seinen rechten Flügel in Bewegung setzte, um gemeinsam mit
de Maudhuys linkem Flügel die deutsche Kanalskellung noch einmal an-
zugreifen. General de Maudhuy hatte schon in den lehten Novembertagen
wieder kräftig gefochten und sich im Abschnitt Arras—La Bassée lleine
Erfolge gesichert. Er hatte die englische Schulterstize lange vermißt
und fand auch bei den entscheidenden Angriffen am 17. Dezember nicht
so viel Unterstügung, als er zur Durchführung eines umfassenden An-
griffs bedurfte.
Das XIV. Korps, das II. bayerische Reservekorps und die bei Arras
fechtenden Kräfte des IV. Korps hielten die Angriffe der 10. französischen
Armee standhaft aus. Der Kampf um La Bassée wurde stetig erneuert.
Vom 17. bis 19. Dezember mühten sich die Inder und Briten im Kampf
um deutsche Gräben in der Gegend von La Bassée, während die Franzosen
bei Vermelles und Souchez stritten und die Kanalstellung von Süden zu
fassen suchten. Als sich der Angriff erschöpft hatte und die Inder von kargem
Geinn ruhten, stiegen die Divisionen der 6. deutschen Armee aus den Gräben,
die von Neuve-Chapelle bis La Bassée liefen, und warfen sich nach heftiger
Beschießung auf die britischen Stellungen.