Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2)

Die Kämpfe bei Lille 357 
Der Stoßrichtete sich gegen die Linie Richebourg—Festubert—Givenchy. 
Er traf zunächst die auf ein Korps verstärkte Lahoredivision, die Marschall 
French nach der Abnügung des II. Briceenkorps ins erste Treffen gestellt 
hatte. Da die deutschen Gräben nur auf Granatwurfweite von denen der 
braunen Gegner enrfernt gewesen waren, kam das Feuer der Maschinen- 
gewehre nicht zur vollen Wirkung. Ehe die Kugelspritzen zum Mähen kamen, 
waren die Deutschen heran. Die Inder wehrten sich verzweifelt mit ihren 
Sichelmessern, wurden aber im grimmigen Nahkampf Mann gegen Mann 
überwältigt. Lber die ersten Gräben hinaus ging der Sturm durch Festubert 
und Givenchy und riß den ganzen rechten Flügel der englischen Linie auf. 
Bis in die Gräben des II. Britenkorps gelangte dieser wuchtige Gegen- 
angriff, der Frenchs Haupcquartier in helle Aufregung brachte. French, 
der zur Anterstühung de Maudhuns angegriffen hatte, mußte selbst die Hilfe 
des französischen Generals in Anspruch nehmen. Schon schlug man sich um 
die lezten Häuser von Givenchy. Ging Givenchy den Engländern ganz 
verloren und wurde der rechte Flügel Frenchs von der Verbindung mite dem 
XXI. französischen Korps abgedrängt, so kamen die Franzosen auf dem 
Südufer des Kanals in eine gefährliche Lage. Sie hatten hier seit den letzten 
Novembertagen Boden gewonnen und ihre Linien bis Vermelles vorge- 
schoben. Ein Einbruch bei Givenchy eneblößte daher ihre linke Flanke und 
gab diese einer Umfassung preis. 
Um diese Gefahren zu bameen und den Vorstoß des XIV. deutschen 
Korps zum Stehen zu bringen, warf French die Reserve des II. Korps ins 
Gefecht und tat, was er bei Mons und St. Quentin, am Grand Morin und 
bei Bpern getan hatte, er ersuchte den französischen Führer um Unterstützung. 
Eile rat not, denn der Gegenangriff der Deutschen hatte bereits um die 
Mittagsstunde in Givenchy und Festubert Fuß gefaßt, wo Westfalen und 
Badener die Inder völlig niedergetreten hatten. De Maudhuy lieh French 
eine Territorialbrigade, die mit britischer Infanterie zum Gegenstoß auf 
Givenchy angesetzt wurde. Aber troh mehrfacher starker Angriffe gelang es 
zunächst weder bei Givenchy noch bei Festubert, die verlorenen Stellungen 
wieder zurückzuerobern. Franzosen und Briten wurden von den deutschen 
Sturmtruppen in blutigem Handgemenge mit Handgranaten und Bajonett 
zurückgerrieben und konnten weder Festubert noch Givenchy zurückgewinnen. 
Die Nacht brachte schwere Geschütz= und Minenkämpfe. Am 21. Dezem- 
ber gingen die Engländer mit frischen Kräften noch einmal vor. Als der 
Sturmangriff wiederum versagte, gruben sie sich heran und gelangten am 
22. Dezember auf ihrem linken Flügel wieder in den Besitz der Gräben, die 
sie bei Richebourg verloren hatten. Bei Festubert waren ihre Anstrengungen 
umsonst. Um Givenchy entbrannte der Kampf erst am 22. Dezember zur 
vollen Glut. Engländer und Frangosen scheuten keine Verluste, um den 
wichrigen Dunkt wieder in ihren Besitz zu bringen und die Lötstelle der
	        
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