408 Der Feldzug im Westen vom 16. Nov. 1914 bis 15. Febr. 1915
seinem Adlerhorst ein weites Gesichesfeld hatte. Die französischen Scharf.
schützen benugten jede Gelegenheit, von Baumkanzeln und aus Felsenrihen
den Tod zu senden. Als sie anfangs Januar die ersten deutschen Annäherungs.
versuche erspähten, verdoppelten sie ihre Aufmerksamkeit. Der Angriff wurde
durch das Vorschieben von Seitendeckungen gesichert, die gegen den Molkemain
Stellung nahmen.
Am 19. Januar begann die Beschießung der Gipfelstellung. Schnee
trieb im Wind, Nebel flatterten in den Lannen, und die Steigeisen knirschten
im Übereisten Gestein. Um 8 Uhr begannen die Grabengeschühe zu sprechen.
Die Beschießung mit großen Wurf-- und Schleuderminen richtete die fran-
zösische Gipfelstellung schlimm zu, aber die Alpenjäger verteidigten sich, ohne
zu wanken. Inzwischen eilten vom Molkenrain und von der Jägertanne zwei
Bataillone zu ihrer Unterstücung hberbei. Diese sließen indes auf deutschen
Flankenschug, der sich so weit vorgeschoben hatte, daß keine Amfassung der
deutschen Angriffsstellungen stattgreifen konnte. Oberall sprühte den Fran-
zosen Feuer entgegen, stießen sie auf Drahthindernisse und versteckte Schützen.
Der französische Stab, der seinen Gefechtsstand an der Jägertanne hatte,
erkannte an den schweren Schlägen der Wurfminen, daß die Besagung auf der
Kuppe am Erliegen war, und trieb neue Staffeln zum Gegenangriff vor. Trotz
ihrer Stärke gelangten die Enksatversuche nicht vom Fleck. Als es Abend
wurde, hörten die Entsatzbataillone das Clairon auf der qualmenden Hoch-
warte den Bataillonsrefrain blasen. Sie verdoppelten ihre Anstrengungen,
erkämpfteen schrittweise Raum, gelangten in der Nacht dicht an die deutsche
Seitendeckung und setzten am 20. Januar mit vier Kompagnien zum Augriff
an. Ulanen und Jäger lagen im vereisten Wald und hielten dem Anlauf stand.
Ihr Feuer zerschlug die Angriffe, ehe sie Raum gewaonnen. Major Barriék,
der Führer der beiden Bataillone, sehte sich an die Spitze der Truppe, alle
Offiziere folgten seinem Beispiel, aber es war umsonst. Barrié fiel, die
Offiziere schwanden dahin, die Reihen schmolzen im Feuer und fielen nach
rückwärts zusammen. Da traten die Trümmer den Rückweg an und über-
ließen die Besathung auf der Bergkuppe ihrem Schicksal. Dort war es still
geworden, das Gewehrfeuer erlosch und das Clairon verstummte. Eine Flügel-
mine hatte den Offiziersunterstand der Ringfeste getroffen und von vier
Offizieren zwei getötet und einen dritten schwer verwundet. Darauf streckte
der letzte mit 150 Mann, dem Rest der Besahzung, die Waffen. Auch die
#berrumpelung des Hirzenstein glückte, er fiel am selben Tage.
Alsbald begann der Druck, den die französischen Drohstellungen auf
dem Ausläufer des Molkenrainstockes auf die deutschen Linien ausgeübt
hatten, nachzulassen. Der Druck, der auf der oberelsässischen Ebene und der
Südflanke der deutichen Westfront lastete, fing an zu weichen. Vergebens
versuchten die Franzosen am 27. Januar noch einmal das Glück zu wenden und
die Kanalstellung bei Ammerzweiler im Raume Altkirch aufzureißen. Von