428 Der Feldzug im OÖsten vom 17. Dez. 1914 bis 21. Febr. 1915
Um sich im Achsenpunkt seiner ganzen Front noch fester zu verankern
und die Nordflanke Warschaus vor Druck zu bewahren, befahl Nikolai
Nikolajewitsch neuerdings kräftiges Vorgehen nördlich der Weichsel, wo
er die Linie Draszuyss—Dobrzyn als Deckungsfront behaupten wollte.
Solange er die Weichselstrecke Nowogeorgiewsl—Plock—Dobrzyn be-
berrschte, war die linke Flanke der weit vorgeprallten 9. Armee Mackensens
nicht vollständig gesichert und das Vorrücken der Deutschen an der Bzura-
mündung auf das äußerste erschwert.
Die russische Heeresleitung ging weiter. Sie beschränkte sich weder auf
die Behauptung der Linie Draszuyss—Dobrzyn und der Weichselstrecke,
noch fühlte sie sich zu sehr durch die Gegenangriffe in Anspruch genommen,
die sie am 18. Dezember in den Karpathen eingeleitet hatte, sondern schritt
sogar an der Dilica zu starken Angriffen. Diese Vorstöße waren so kräftig,
daß sie nicht mehr als Gegenstöße aus der Verteidigung erschienen. Es
war offenbar ein Durchbruch der deutsch österreichischen Front an der Ver-
bindungsstelle geplant, der zugleich die rechte Flanke der 9. Armee auf-
reißen sollee.
Zu diesem Zwecke versammelte der Großfürst starke Kräfte der 5. und
zwei in Polen zurückgehaltene Korps der 9. Armee bei Inowlodz und warf
sie auf den linken Flügel Dankls, der nach der Besehung von TComaszow
und der Eroberung des rechten Afers der Dilica im Naume zwischen Inowlodz
und Tomaszow kämpfte. Am 23. Dezember entfalteten die Russen hier
Kräfte, die von Stunde zu Stunde wuchsen und die Lage umzustürzen drohten.
Schon in der Nacht auf den 23. Dezember machte sich der Angriffswille der
Russen in stürmischem Vorgehen frisch angekommener kaukasischer Regi-
menter fühlbar. Sie durchbrachen die Drahtverhaue südlich von Tomaszow
und hielten den eroberten Boden fest. War auch der Erfolg gering, so stellte
er doch den Beginn einer neuen Unternehmung dar, die am Tage darauf
und am Christtage immer drohendere Gestalt gewann und zu schweren
Zusammenslößen führte.
An der Nida wurde zwischen Wislicza und Nowe-Korenzin um die
vereisten Flußübergänge gefochten und im Dilicabug um die Zugänge von
Inowlodz und Tomaszow gerungen, während sich zwischen Sochaczew und
Skierniewice die Kämpfe um Bolimow und Kozlow ballten. Das Schwer-
gewicht der Kämpfe lag zunächst bei Jnowlodz. General Hlehwe versuchte
aus dem Dilicabug hervorzubrechen, das Manöver von Piotrkow—Belcha-
tow zu wiederholen und die Front der Verbündeten an der Lötstelle ein.
zudrücken. Als in den Weihnachtstagen die Gefahr eines Durchbruchs nahe-
gerückt war, warfen die Deutschen alle verfügbaren Kräfte nach Inowlodz
und fingen den Stoß auf. Am die Jahreswende wurde der russische Vorsioß
gebrochen und die Russen in die Wälder auf dem Ostufer der Dilica
zurückgeworfen. Als Mackensens äußerster rechter Flügel pflanzte das