498 Aus den Betrachtungen zur Kriegslage
Kussen über Kielce in südwestlicher Richtung zielte. So stehen sie denn heute
auch in Südpolen am weitesten westlich und haben rechts und links der oberen
Weichsel den Raum Krakau gewonnen, wo sich nun deutsche und österreichische
Gegenoffensive schärfer abzeichnet.
Die große Aktion in Polen und Galizien weist jetzt drei deutliche Brennpunkte
auf: die Offensive der Deutschen bei Lodz mit festem Beharren bei Lowicz und
in der Weichselniederung ouf dem äußersten linken Flügel, wo der Gefechtsabschnitt
durch die Bzuramündung bestimmt wird, einen zweiten Brennpunkt zwischen
Petrokow und Nowo- Radomst, wo die PBerbündeten anpackten, um die
ARussen zu verhindern, Kräfte nach Norden zu verschieben, und einen dritten in
Galizien, wo die Russen jegt mit einer Umfassung von Süden her zu rechnen
haben. Alles kommt darauf an, wie stark sich der Druck des linken deutschen Flügels
in nordsüdlicher Richtung geltend machen kann und ob die Ourchbrechung bei
Lodz, wo die konvexe Stellung der Russen eingedrückt worden ist, vollends gelingt.
Nachgebend haben die Russen Lodz geräumt und halten jetzt südlich und süd-
östlich davon skand. Zwischen Petrokow und Nowo-KMadomst, wo wir von jeber
eine wunde Stelle der russischen Front vermuteten, haben sich deutsche Kräfte ein-
geschoben und drohen ihrerseits mit einer Durchbrechung, welche die Russen zum
Ausweichen nach Westen zwingen und damit alles südlich Nowo-Aadomst
Fechtende auf sich selbst amweisen würde.
Das Tempo aller dieser Operakionen hat sich um so mehr verlangsamen müssen,
als der an Zahl überlegene Gegner jetzt in der Defensive kämpft und dabei vom
Spaten reichlich Gebrauch macht.
Im ganzen befestigt sich für uns der Eindruck, daß die Russen eine Neu-
gruppierung anstreben und dabei dank ihrer Masse, wie bereits früher erwähnt,
die Aufopferung zur Deckung vorgeschobener Truppen nicht scheuen. Eine Ent-
scheidung wird nicht leicht und noch weniger rasch zu erzielen sein.
13. Dezember 1914. Nr. 588 (Sonntagsausgabe, Abendblatt vom Samstag).
Wie heute dort die Schlacht steht, wissen wir nichté, vermuten aber starke
Oesensioskellung der NRussen südöstlich Lodz vorwärts Tomaszow und närdlich
davon, wo auf der Linie Tomaszow—Skierniewice Rawa zu suchen ist, das die
Straßen nach Nowo Miasto Über die Pilicu und NRadom nach Iwangorod
beherrscht
Die Nussen sehen sich heute bei Lodz nach Eindrückung der ersten
Linie von einer Durchbrechung bedroht, die bei Gelingen zwischen Lodz und
Petrokow ihre Front zerreißen müßte, wenn sie nicht rechtzeitig auch von Petrokow
westwärts ausweichen. Dadurch würden sie indes ihre weiter südlich bei Nowo-
Radomst fechtende Gruppe, die heute schon von Westen und Norden bedroht
und festgehalten wird, einem umfassenden Angriff preisgeben, was hinwiederum
die Kampflage im Raume Czenstochau und Krakau für die Russen ungünftig
beeinflussen müßte, die dort noch offenfive Entscheidung suchen, während ihre
Nordarmee bereits um Flankensicherung und Rückzug kämpft.
Um die Lage bei Lodz wiederherzustellen, wo auch nördlich, zwischen Lowicz
und Bzuramündung von den Russen zur Berhinderung einer Durchbrechung ge-
kämpft wird, hatte die russische Heeresleitung alles VBerfügbare von Süden und