Materien die Beamten verteilten und die Herren der Außen-
posten häufig versetzten. Also endlich einmal die Aufzucht
von Fachleuten! Die Engländer machen es längst so. Sie
schicken einen konsularischen Lehrling nach Siam, und er bleibt
sein Leben lang da; und es wird ihnen nicht einfallen, einen
alten Konsul aus Baku plötzlich nach Tunis zu schicken, — wenn
er mit dem Petroleum gut Bescheid weiß, läßt man ihn nicht
auf Datteln und Phosphate los.
In unseren Parlamenten kann man leider nicht darauf rech-
nen, Leute von Fach bereinzubekommen. Haher die dumpfe
Ungeduld der Massen. Man ist der Nichts-als-Redner satt.
Man spricht vom Rätesostem, das helfen soll und doch vielleicht
vollends unser Ruin wird, weil es mit Bolschewismus und
Oiktaturgelüst auftritt, während ein Ständehaus mit Räten
aller schaffenden Berufe uns von jenem parlamentarischen
Elend, das unverändert aus der vormärzlichen Demokratie
herübergekommen ist, erlösen könnte. Aber das begreifen
vorerst nur einige Abgeordnete der Opposition. Die anderen
lachen, lärmen, rufen Pfui, markieren aufrechte Haltung gegen-
über der Konkurrenz und erliegen doch jedem Vergewaltiger,
der von der Straße kommt.
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Krisengerüchte und Kleinigkeiten
Weimar, 11. April
Schiffer wird ausgeschifft, heißt es in Weimar, und wie
lange seine Ministerkollegen noch im Regierungskahn bleiben,
wisse kein Mensch. Kann sein, kann auch nicht sein. Manchmal
werden Krisengerüchte nur deshalb in die Welt gesetzt, um
eine Gegenwirkung hervorzurufen und die bereits Wanken-
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