Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Materien die Beamten verteilten und die Herren der Außen- 
posten häufig versetzten. Also endlich einmal die Aufzucht 
von Fachleuten! Die Engländer machen es längst so. Sie 
schicken einen konsularischen Lehrling nach Siam, und er bleibt 
sein Leben lang da; und es wird ihnen nicht einfallen, einen 
alten Konsul aus Baku plötzlich nach Tunis zu schicken, — wenn 
er mit dem Petroleum gut Bescheid weiß, läßt man ihn nicht 
auf Datteln und Phosphate los. 
In unseren Parlamenten kann man leider nicht darauf rech- 
nen, Leute von Fach bereinzubekommen. Haher die dumpfe 
Ungeduld der Massen. Man ist der Nichts-als-Redner satt. 
Man spricht vom Rätesostem, das helfen soll und doch vielleicht 
vollends unser Ruin wird, weil es mit Bolschewismus und 
Oiktaturgelüst auftritt, während ein Ständehaus mit Räten 
aller schaffenden Berufe uns von jenem parlamentarischen 
Elend, das unverändert aus der vormärzlichen Demokratie 
herübergekommen ist, erlösen könnte. Aber das begreifen 
vorerst nur einige Abgeordnete der Opposition. Die anderen 
lachen, lärmen, rufen Pfui, markieren aufrechte Haltung gegen- 
über der Konkurrenz und erliegen doch jedem Vergewaltiger, 
der von der Straße kommt. 
- 
Krisengerüchte und Kleinigkeiten 
Weimar, 11. April 
Schiffer wird ausgeschifft, heißt es in Weimar, und wie 
lange seine Ministerkollegen noch im Regierungskahn bleiben, 
wisse kein Mensch. Kann sein, kann auch nicht sein. Manchmal 
werden Krisengerüchte nur deshalb in die Welt gesetzt, um 
eine Gegenwirkung hervorzurufen und die bereits Wanken- 
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