unverantwortlich leichtfertige Behauptungen hinauszuschmet-
tern pflegt, wird eine Botschaft des Reichspräsidenten Ebert
verlesen, die sich vermutlich architektonisch der heutigen Welt-
friedensdemonstration der Maifeier einfügen sollte. Sonst
sind allerhöchste Botschaften erst am Schlusse der Session
üblich gewesen. Aber es ist sehr spmpathisch von dem Herrn
Ebert, daß er für sein Gehalt auch etwas Besonderes leisten
will und zu den Fragen der Zeit das Wort ergreift. Was er
da über die Pflicht der Arbeiter zum Arbeiten sagt, das hat
Scheidemann freilich schon wiederholt und stilistisch noch
besser geäußert, und Scheidemann bekommt doch nur 100 000
Mark jährlich, nicht 600 OO0 wie Ebert. Der Appell an
unsere Feinde aber, milde mit uns zu verfahren, wird in
Paris kaum Eindruck machen. Hinter solchen Worten muß
das Gewicht einer Persönlichkeit stehen, nicht bloß das freilich
beträchtliche Lebendgewicht des Herrn Ebert, der für die
Entente eine komische Figur ist. Er schiebt den Gegnern
„die Berantwortung vor der Weltgeschichte“ zu. Das ist sehr
bequem — für ihn und für sie. Eine Phrase zum Friedens-
fest. Eine Phrase mehr.
Etatdebatte am Versaillestag
Berlin, 7. Mai
Zm Reichstag gähnen die Wände bilderlos. Das große
Gemälde Angelo Janks „König Wilhelm- reitet über das
Schlachtfeld von Sedan“, das probeweise einmal bereits
angebracht und auch schon bezahlt war, kam wieder auf den
Trockenboden, weil die Reichsboten — sie waren schon da-
mals so — keine Predigt des Militarismus wünschten. Im
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