herr vom Stein. Aber das eine wird freilich auch mit diesen
anderthalb Dutzend Rednern aus allen Fraktionen und aus
allen mit Abschneidung bedrohten deutschen Gebieten der Welt
klargemacht: daß wir nicht wie „stumme Hunde“ unser Schick-
sal hinnehmen. Daß wir noch nicht ehrlos geworden sind.
Und so lange ist noch nicht alles verloren, wenn auch der
Gegner heute noch deutsche Ehre verlachen mag.
Wir hatten einen angeblichen Philosophen zu Beginn des
Krieges als Kanzler. Auch so einen Träumer. Er hatte
nichts von der heldischen Härte und dem starren Weitblick
eines Fichte. Als der englische Botschafter ihm den Abbruch
der diplomatischen Beziehungen verkündete, jammerte Herr
v. Bethmann Hollweg, alle Haltung vergessend, noch in
Gegenwart des Botschafters: „Meine ganze Politik ist zu-
sammengebrochen wie ein Kartenhaus!“
Wir haben einen angeblichen Politiker zu Ausgang des
Krieges als Ministerpräsidenten. Und Scheidemann ringt die
Hände über seine zerstobenen Illusionen.
Auch seine bürgerlichen Affiliierten bis zu dem sattsam
bekannten Caligula-Quidde klagen über ihre geplatzten
Seifenblasen. Mit ingrimmiger Freude wird man es draußen
in der Welt unserer Gegner lesen. Es war alles Schwin-
del: die Demokratie, der Pazifismus, die Völker-
versöhnung. Als einzige Realität bleibt die deutsche
Aiederlage.
Aber doch schließt dieser Zammertag in der alten könig-
lichen „Bücherkommode“ Berlins mit ihrer früheren ver-
staubten Inschrift vom „nutrimentum spiritus“ erhebend.
Schließt gänzlich unerwartet mit einer Rede voll leidenschaft-
licher Wucht und Größe, so daß selbst den Gewohnhdeits-
kreischern auf den Bänken der Unabhängigen der Laut in
der Kehle erstirbt: plötzlich ist Präsident Fehrenbach,
der Zentrumemann, der Mitgreiner wider die „Soldateska"
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