Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

herr vom Stein. Aber das eine wird freilich auch mit diesen 
anderthalb Dutzend Rednern aus allen Fraktionen und aus 
allen mit Abschneidung bedrohten deutschen Gebieten der Welt 
klargemacht: daß wir nicht wie „stumme Hunde“ unser Schick- 
sal hinnehmen. Daß wir noch nicht ehrlos geworden sind. 
Und so lange ist noch nicht alles verloren, wenn auch der 
Gegner heute noch deutsche Ehre verlachen mag. 
Wir hatten einen angeblichen Philosophen zu Beginn des 
Krieges als Kanzler. Auch so einen Träumer. Er hatte 
nichts von der heldischen Härte und dem starren Weitblick 
eines Fichte. Als der englische Botschafter ihm den Abbruch 
der diplomatischen Beziehungen verkündete, jammerte Herr 
v. Bethmann Hollweg, alle Haltung vergessend, noch in 
Gegenwart des Botschafters: „Meine ganze Politik ist zu- 
sammengebrochen wie ein Kartenhaus!“ 
Wir haben einen angeblichen Politiker zu Ausgang des 
Krieges als Ministerpräsidenten. Und Scheidemann ringt die 
Hände über seine zerstobenen Illusionen. 
Auch seine bürgerlichen Affiliierten bis zu dem sattsam 
bekannten Caligula-Quidde klagen über ihre geplatzten 
Seifenblasen. Mit ingrimmiger Freude wird man es draußen 
in der Welt unserer Gegner lesen. Es war alles Schwin- 
del: die Demokratie, der Pazifismus, die Völker- 
versöhnung. Als einzige Realität bleibt die deutsche 
Aiederlage. 
Aber doch schließt dieser Zammertag in der alten könig- 
lichen „Bücherkommode“ Berlins mit ihrer früheren ver- 
staubten Inschrift vom „nutrimentum spiritus“ erhebend. 
Schließt gänzlich unerwartet mit einer Rede voll leidenschaft- 
licher Wucht und Größe, so daß selbst den Gewohnhdeits- 
kreischern auf den Bänken der Unabhängigen der Laut in 
der Kehle erstirbt: plötzlich ist Präsident Fehrenbach, 
der Zentrumemann, der Mitgreiner wider die „Soldateska" 
Friedrich der Vorläufige 145 10
	        
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