Es kommt die Zeit, wo Oeutschgesinnte sich vielleicht in
Katakomben bergen müssen. Was uns heute noch eben erst
entschwundene Geschichte ist, wird zur sehnsüchtigen Sage.
In den Kpffbäuser binein träumten wir einst Karl den
Großen; dann Friedrich den Rotbart;z schließlich, als immer
noch die Erfüllung nicht kam, Karl IV. Seine Bulle, die der
Mark Brandenburg Staatsrechte verlieh, war, ohne daß die
Zeitgenossen es ahnten, schon der Anfang der Erfüllung.
Nun werden unsere Fürsten wieder in den Kpffhäuser ver-
schwinden. Auch der heute letzte Oeutsche Kaiser; das leise
Klingen deutscher Sehnsucht aber wird endlich doch stärker
ertönen, als das Krächzen der schwarzen Raben und der rot-
halsigen Aasgeier. Das Gesetz von der Erhaltung der Kraft
gilt auch im geistigen Leben: es kann nicht verloren sein,
was wir an beldischer Größe und vaterländischem Opfersinn
in dem Schicksalsjahre 1914 erlebt haben, und aus dem Blute
unserer Gefallenen sprießt einst herrliche Frucht. „Wir sind
Bauern von geringem Gut und dienen unserem gnädigsten.
Kurfürsten mit Gut und Blut“, stand auf dem Fähnlein der
Märker, die die Schwedenwacht auf den Elbdeichen im Dreißig-
jährigen Kriege hielten. Damals waren wir zerschlagen wie
jetzt, freilich mit ungebrochener Ehre, und die Zeit kommt
wieder, wo das in schwerster Trübsal geläuterte Bolk seine
Auferstehung begehen kann, wenn wir wenigen Getreuen von
1919 nur die Uberlieferung an Kind und Kindeskind nicht
vergessen. Alles ist diesmal verloren, auch die Ehre, die eine
Bande von national entsittlichten Parteifanatikern in den Kot
wirft, — nur unsere große Vergangenheit kann uns niemand
nehmen, unsere Geschichte, auch dieses letzten Krieges, nie-
mand rauben. Wo sind die deutschen Festungen, die der Feind
erstürmt hat, wo die deutschen Küsten, an denen er gelandet
ist? So werden Urenkel doch fragen und dann kaum den
1. Mai oder den 22. Juni am heimischen Herde feiern, sondern
Friedrich der Vorläufige 161 11