O Deutschland, tief in Schanden!
Weimar, 22. Juni
In lodernden Flammen trieb in Vorzeiten mit dem toten
Helden an Bord das Wilingerschiff hinaus auf die offene See
zum Untergang. Auch ganze Völker wüßten einst in Würde
zu sterben. Dem deutschen Bolke aber gönnen die eigenen
Totengräber, die Erzberger und Genossen, nicht einmal ein
Armenbegräbnie, sondern verscharren es eiligst wie eine Pest-
leiche. Noch im letzten Augenblick wird ihm der einzige Wert-
gegenstand, die Ehre, weggerissen. «
Die führenden Komödianten sind in der neuen Besetzung
vollzählig zur Stelle, Leute von einer durchschnittlich noch
geringeren Kopfweite als die vom vorigen Kabinett. Als
Flügelmann die immerhin noch imponierendste Figur, der
frühere Bureaugehilfe und jetzige Ministerpräsident Bauer,
ein stattlicher Arbeiter im Sonntagsrock. ODaneben, wieder
um einen Platz vorgerückt, als nunmehriger Bizekanzler
Herr Matthias Erzberger. Die Rennung seines Namens in
der Ministerliste begrüßt die Opposition mit ironischem „Aba#"“.
Erzberger feixt. Es gibt Leute, die das ein Lachen der Ver-
legenheit nennen. Als ob ein Erzberger überhaupt je ver-
legen werden könnte! Er ist während des ganzen Begräbnis-
aktes in sichtlich guter Laune und erzählt den Nachbarn nette
Geschichten, denn die Gänseleberpastete von gestern abend
hat er gut verdaut und die Welt erscheint ihm wieder einmal
als sein Spiegelbild, rosig und kugelrund.
Die Komödie beginnt. Oie regierende Mehrheit verkündet
durch den Mund Bauers, Loebes und Groebers, daß wir den
Vernichtungsfrieden annehmen müssen, sonst käme es (das
glaubt sie doch selber nicht!) wieder zum Kriege. Nur unsere
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