mehrheitssozialistischen Arbeitern bestehender Areopag zu
dem gleichen Beschluß gekommen wäre; und wenn umgekehrt
Wolfgang Heine, den der Abgeordnete Rosenfeld heute einen
Lügner und einen Zuhälter der Reakltion nennt, von „Unab-
hängigen“ gerichtet würde, möchten wir für nichts garantieren.
Das liegt nicht etwa daran, daß der organisierte Arbeiter von
seiner Organisation kommandiert wird, wie er zu entscheiden
habe. So plump vollzieht sich das nicht. Aber im Proletariat
sind die sittlichen Begriffe „gut“ und „böse“ längst abgelöst
durch „der Partei nützlich" und „der Partei schädlich“. Die
Weltanschauung der 10 Gebote, auf denen alles Recht der
Welt beruht, existiert nicht mehr in der Arbeiterschaft, sondern
eben die „sozialistische Weltanschauung“, und die gehört nur
in die Politik, ruiniert in Verwaltung und Rechtsprechung alles.
Erst recht ist es aber eine Versündigung, die Frau zum
Richter zu machen. Es gibt mämmliche Frauen, Frauen, die
nicht nur in der Politik, sondern auf jedem Gebiet „ihren
Mann stehen“, scharf und klar und nüchtern urteilen. Aber
die Frau im ganzen bleibt immer Gefühlswesen. Sie urteilt
nicht mit dem Gehirn, sondern mit dem Rückenmark. Ee ist
das Beste an ihr, wenn sie mit Antigone erklärt: „Nicht mit-
zuhassen, mitzulieben bin ich da“. Aber der Richter soll weder
hassen noch lieben, sondern soll das Recht kraftvoll schützen,
damit die Welt nicht unter dem Faustrecht zusammenbricht.
Ein neues Experiment hat der Verkehrsminister Dr. Oeser
vor, dessen Ressortsorgen den späten Abend der Sitzung aus-
füllen. Er will mit der Demokratisierung beginnen, das Räte-
spstem in seinem riesigen Arbeiter- und Beamtenheer ein-
führen. Der Erfolg erscheint uns nicht ganz sicher. Bielleicht
kommen dadurch gerade die Elemente nach oben, die man
fernhalten möchte, die Bertreter des — wie Heilmann es
nennt — Strolchewismus in Deutschland. Die Eisenbahner
baben außerdem Geldforderungen gestellt, die den Fehlbetrag
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