Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

daß die Zwanzigjährige ihren Mutterberuf auch erst allmählich 
in der Praxis des nächsten Dutzends Zahre lernen muß, und 
daß manche dabei das köstliche Menschenmaterial in ihren 
Händen verdirbt; und wenn sie da richtig lernt, hat sie ihr 
Bestes getan und hat für die Politik kaum Zeit. 
Aber trotzdem ist es taktisch falsch, sich gegen die Politisie- 
rung der Zugend zu stemmen. Wer mit dem Teufel suppt, 
muß einenlangen Löffelstiel haben. Werden unsere Halbflüggen 
von den regierenden Parteien in die Politik gezerrt, so muß 
die Opposition schon bei den Küken anfangen. Schwarz- 
Weiß-Rot vom Kindergarten an. Bie unsere Volksverderber, 
mit ihren eigenen Waffen geschlagen, von selbst von ihrem 
Mißbrauch abkommen und die heutige Anregung der Rechten 
ihrerseits aufnehmen. 
UÜber die Frage, ob die jeweilige Reichstagsperiobe drei 
oder fünf Jahre dauern soll, wird erst morgen abgestimmt. 
Einige Demokraten sind für zwei Zahre. Die unabhängigen 
Sozialisten möchten am liebsten jeden Monat wählen lassen 
und Regierungen stürzen. Die Not wird uns aber noch so 
kneten, bis wir endlich alle erkennen, daß nicht das Wählen 
unser Lebensberuf ist, sondern das Arbeiten. Vorerst als 
Schuldknechte für die Entente, nach Menschenaltern aber 
vielleicht wieder für das neue alte Deutschland. 
Reichskag, Reichspräsident 
Weimar, 4. Juli 
Die Fähigkeit jedes tüchtigen Unternehmers und jeder Be- 
hörde, die Arbeit richtig einzuteilen, geht Parlamenten im 
allgemeinen ab. Es wird bald getrödelt, bald gehastet, und 
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