Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Volk, das ein Parlament mit bürgerlicher Mehrheit habe, 
einen Sozialdemokraten an der Spitze des Reiches wisse. Die 
Sozialdemokraten werden bei diesen Ausführungen unruhig. 
Es geht um ihre beste Sinekure. Und besonders peinlich ist 
nicht nur ihnen, sondern auch den benachbarten Demokraten, 
wie aus der Entgegnung des Abgeordneten Dr. Haas hervor- 
geht, die Feststellung Philippes, daß theoretisch nicht nur die 
Wahl eines beliebig zu uns hereingeschneiten polnischen Zuden, 
sondern unter Umständen sogar eines Senegalnegers zum 
Reichspräsidenten möglich sei. Denn es werde lediglich ver- 
langt, daß er seit zehn Jahren die deutsche Reichsangehörigkeit 
besitze, also nicht einmal geborener Deutscher sei. 
Wichtiges und Nichtiges 
Weimar, S. Juli 
Wer Karlchen Mießnick kennt, der weiß, daß Karlchen höch- 
stens die bequemeren Hausaufgaben vor dem Abendbrot 
erledigt, die schwersten aber bis kurz vor dem Schlafengehen 
verschiebt oder sich gar erst am nächsten Tage in einer Schul- 
pause diktieren läßt. Die Nationalversammlung eilt in gleicher 
Drückebergerei die Verfassungsparagraphen entlang und über- 
springt dabei die umstrittenen und gefährlichen, die meist 
gerade die grundlegenden sind. So gelangt sie heute zwar bis 
in die sechziger Artikel hinein, hat aber die Beschlußfassung 
oder sogar die Beratung verschiedener vorhergegangener aus- 
gesetzt, darunter des ungemein wichtigen Paragraphen 18, 
der nicht nur über die Frage Bundesstaat oder Einheitestaat 
die Entscheidung sucht, sondern sogar die Zerschlagung jedes 
Bundeegebiets durch Reichsgesetz ermöglicht. Herr Hirsch 
192
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.