oder „Frieda Klapperschlange, Stenotypistin“; und zweitens
ist laut Verfassung „unverzüglich“ auch das Votum des Reichs-
tags einzuholen.
Mit einem Wort: Viel Lärm um nichts. Da aber nament-
lich die Unabhängigen die Gottähnlichkeit des Präsidenten
schreckt, verlängern sie die Debatte bei jedem Paragraphen.
Sie tun es ebenso bei der Besprechung der Artikel über den
Reichsrat und die Gesetzgebung. Als nun ein Antrag „Frau
Agnes und Genossen“ — Frau Lore Agnes selbst erhebt sich
gar nicht mehr dafür — nach dem andern abgelehnt wird,
weil nur die Unabhängigen allein emporrauschen, bezweifelt
schließlich Abgeordneter Cohn die Beschlußfähigkeit des Hauses.
Ausgezählt wird gar nicht erst. Es sitzt nur noch ein kleines
Häuflein da. Die Sitzung muß also abgebrochen werden.
„Gehn ma halt ham!“ sagt der in seiner Nationaltracht da-
sitzende bayerische Bauernbündler Eisenberger und klirrt mit
seinem ganzen Gehänge von Talern an der Uhrkette melodisch
hinaus wie morgens seine Kühe.
Vor halbleeren Bänken
Weimar, 7. Juli
Die Verfassung kommt uns nicht allzu billig. Wir erhalten
173 funkelnagelneue schöne Paragraphen auf Papier, und
die Entente erpreßt 182 Milliarden Mark von uns in Gold
oder anderen Barwerten. DOie Zahl der Republiken in Deutsch--
land wird größer als die Zahl der Reichswehrbrigaden sein.
Die anfängliche Freude unserer Gesetzmacher an den souve-
ränen Verfassungsartikeln in einem machtlosen und zerrütteten
Staate scheint nun schon erheblich gesunken zu sein, denn ee ist
nur noch mit Mühe ein beschlußfähiges Haus beisammen-
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