wesers nicht zu verderden, eifrig und geflissentlich bemüht,
den drei bürgerlichen Parteien das Mitrepräsentieren zu
empfehlen. Die Sozialdemokratie denke gar nicht an ein
einseitiges Parteiregiment, sie wolle auch den Deutsch-
nationalen ihrer Stärke entsprechend den dritten Bize-
präsidenten zubilligen. Ee steckt geradezu Nervosität in diesem
dringlichen Zureden. Der Sozialdemokratie wird in ihrer
Gottähnlichkeit bange, sie krampft die Finger nach Unter-
stützung aus dem anderen Lage#. In ihrem eigenen hat sie
schon Schwierigkeiten bei der Bestimmung eines ersten Präsi-
denten für die Nationalversammlung: nacheinander haben
Hildenbrand, Bauer, Loebe und, wenn das Gewisper recht
hat, noch andere rote Parteigrößen abgelehnt, bis dann
Dr. David, der Zdeologe der Partei, sich-in die Bresche stellte.
Dr. David wird gegen 22 weiße Zettel der Unabhängigen
vom ganzen Hause gewählt. Seine Antrittsrede ist ein sozial-
demokratischer Leitartikel. Bisher vermieden die Präsidenten
es stets, parteipolitisch sich einzuführen. David wie Pfann-
kuch — dieser Alterepräsident hat gestern ausdrücklich als
Sozialist wie Moses das gelobte Land begrüßt — dachten
anders. Aun gut. Wir sind ja vieles gewöhnt geworden und
wundern uns auch nicht mehr darüber, daß über dem Re-
gierungesitz im Weimarer Schloß immer noch ein rotes
Parteiläppchen, die alte Seeräuberflagge, das Panier der
Gesetzlosigkeit, statt der Reichsfahne hängt. Aber Oavid
findet doch wenigstens herzenswarme Töm über das Selbst-
bestimmungerecht des Volkes in Elsaß-Lothringen und über
„kraftvolle Geltendmachung der deutschen Lebenerechte nach
außen“, und brausender Widerhall im Hause lohnt ihm das
Wort. Haben seine Lebenswege ihn auch zur Internationale
geführt, so stammt er doch nicht umsonst aus einem Hause,
aus dem ein Bruder, der evangelischer Pfarrer ist, dem natio-
nalen Berein deutscher Studenten angehört hat. Dem Präsi-
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