lich wegen Nasenblutens verschwinden werde. Sie ist fast an-
mutis als weiblicher Trotzkopf.
Die neue Verfassung will übrigens nicht nur mit dem Adel,
sondern auch mit dem Titel- und Ordenswesen aufräumen.
Daß die regierende Mehrheit dies in den Grundgesetzen des
Reiches festlegen will, zeugt von ihrer lächerlichen Angst vor
sich selber. Eine bloße Verordnung würde ja genügen. Aber
die regierende Mehrheit, die selber munter den Professoren-
titel an sozialistische Künstler und Schriftsteller weiter ver-
leiht, weiß, daß kein Republikanertum vor Eitelkeit schützt;
sie hat Angst vor den #nsprüchen der eigenen Gesinnungs-
tüchtigen und will sich in der Verfassung verbarrikadieren.
Diese Barrikade können heute die wenigen Anwesenden er-
richten. Steht sie eimmal in der Verfassung da, so ist eine
Zweidrittelmehrheit in einem zu zwei Oritteln besetzten Hause
nötig, um sie wieder niederzureißen, also nahezu zweihundert
Abgeordnete. ODaher die Eifersucht um die Grundrechte. Man
will der Entwicklung Einhalt tun: es kann einmal auch andere
Mebrhelten geben, aber die sollen dann eine chinesische Mauer
vorfinden.
Bei der Beratung des Grundrechtes der Staatsangehörig-
keit erhält ein Ostmärker, der Pfarrer Aßmann von der Deut-
schen Volkepartei, die Gelegenheit, das Testament der ver-
lorenen Deutschen bei uns niederzulegen. Dieser geborene
Volksredner, dessen Stimme wohl einen Riesenzirkus noch
ausfüllen würde, erzwingt auch hier Andacht. Er erbittet Er-
leichterung aller Scherereien für den Fall, daß nach zwei
Gahren eine Anzahl Deutscher aus dem Osten ins Reich zurück
wolle; die Mehrheit aber werde und müsse zu polnischen Unter-
tanen werden, weil nur das enge Beisammenbleiben der dor-
tigen Deutschen das Deutschtum ihnen sichern könne. Man
lauscht erschüttert. Dann aber knarrt wieder die Partei-
maschine. Der Schluß des Tages gehört erneut der handfesten
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