Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Frau Zietz die mit einer Eindeutigkeit, die man sonst nur in 
vorgerückter Männergesellschaft findet, für die Beseitigung aller 
Zwangemaßnahmen gegen Prostituierte eintritt. „Wenn du 
wissen willst, was sich ziemt, so frage nur bei edlen Männern 
an" muß man wohl heute den alten Vers variieren. Die Män- 
ner, vor allem Fehrenbach und Kahl, fallen der Frau Zietz 
entsetzt ins Wort. Aber hart und unerbittlich reckt sie ihre 
Faust. Was wahr sei, sei doch wahr. Sie ist erstaunt über die 
Zimperlichkeit des anderen Geschlechts. 
Immer noch mehr Grundrechte 
Weimar, 16. Zull 
Unter die Grundrechte des deutschen Volkes wollten die 
beiden sozialistischen Fraktionen gestern in die Verfassung 
das Recht der Straßendirnen aufnehmen, pollzeilich nicht 
belästigt zu werden. Die gleichen Antragsteller wünschen heute- 
für die Grundrechte einen weiteren neuen Paragraphen, der 
das Recht der Mörder festsetzt, daß sie der Todesstrafe nicht 
unterliegen. Zum dritten wird verlangt, daß als Grundrecht 
der unebelichen Mütter der Titel Frau genebmigt und jede 
Mutterschaft der Ede gleichgestellt werde. Außerdem sträuben 
sich die roten Weltverbesserer gegen jede Filmzensur, so daß 
auch weiterhin wie in den bisherigen Monaten seit der Revo- 
lution kübelweise der moralische Unrat über uns ausgegossen 
werden kann. 
Doae ist der Inhalt der heutigen ausgedehnten Debatten, die 
nachgerade den Eindruck machen, als wolle die vereinigte 
Sozialdemokratie bei dem Verfassungswerk Obstruktion trei- 
ben, bie ein neuer Putsch alles bisher Geschaffene über den 
Haufen wirft und die Hiktatur des Proletariats unter Führung 
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