Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

zehn Abgeordnete beklagen sich über die nervöse Art dieser 
Wortabschneidung, darunter mehrere Mitglieder selbst der 
Parteien, die den Schlußantrag eingebracht haben. Oie 
Zerstückelungsparagraphen aber werden angenommen. Oas 
Zentrum hat hbeute schon ganz offen und ohne Scheu durch 
seinen Wortführer, den Kirchenrechtsprofessor Kaas aus Trier, 
von einem selbständigen Rheinland wie von einer unab- 
anderlichen Tatsache sprechen lassen. Nur eine Sperrfrist wird 
ausgemacht. Vorzwei JLahrennach Inkrafttreten der Verfassung 
darf, so steht es auf dem Papier, keine Absplitterung erfolgen. 
Zurückgestellt war auch der Paragraph 164 des Verfassungs- 
entwurfs, wonach innerhalb der nächsten fünfzehn Jahre kein 
Mitglied eines bisherigen deutschen Herrscherhauses zum 
Präsidenten der Republik gewählt werden dürfe. Dieses Aus- 
nahmegesetz ist ein geradezu lächerliches Angstprodukt und 
schlägt aller Demokratie ins Gesicht. Glauben die Berfasser 
wirklich, durch diesen Papierwall die Weltgeschichte aufhalten 
zu können, wenn einst eine überwältigende Mehrheit des 
deutschen Volkes aus dem republikanischen Elend hinaus will? 
Glauben sie wirklich, durch einen Paragraphen von 1919 er- 
reichen zu können, daß bis 1934 die Revolutionsschieber und 
Reichserbschleicher vor dem Volksgericht bewahrt bleiben? 
Herr Cohn hat offenbar noch mehr Angst als die Mehrheite- 
sozialisten. Er beantragt statt für fünfzehn Jahre gleich für 
immer alle Angehörigen deutscher Fürstengeschlechter von 
dem passiven Wahlrecht in Deutschland auszuschließen, und 
seine Angst steckt an: die Ler Agnes und Genossen wird 
angenommen. Der Aueschließungsparagraph ist nutzlos und 
töricht, da eine monarchische Mehrheit der Zukunft ihn selbst- 
verständlich ebenso entfernen kann, wie eine republikanische 
ihn heute eingesetzt hat; und um so törichter, als es sich dann 
überhaupt nicht um Präsidentensessel, sondern um Wieder- 
errichtung von Thronen handeln wird. Aber das böse Ge- 
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